Marwan und seine Familie gelangten über einen langen, schwierigen Weg nach Deutschland. Nach der Flucht vor dem Völkermord des IS an der jesidischen Bevölkerung im Irak kam Marwan 2015 bei seinem Bruder in Stuttgart an und musste lange auf einen Sprachkurs und seinen Aufenthaltstitel warten.
Die lange Wartezeit in der Flüchtlingsunterkunft hatte auch etwas Gutes: einer aufmerksamen Flüchtlingshelferin war aufgefallen, wie gut Marwan mit Kindern zurechtkam und wie er dabei aufblühte. Sie ermutigte ihn, eine Ausbildung zum Kinderpfleger zu machen. In der Arbeit mit Kindern fand er eine Aufgabe, die ihn erfüllt und mit der er etwas zurückgeben kann. Marwan schloss seine Ausbildung erfolgreich ab und fand eine Stelle in Stuttgart.
Sobald er auf eigenen Beinen stehen konnte, führte ihn sein Weg nach Minden. Sein älterer Bruder und seine Eltern waren schon an der Weser angekommen und die Familie wollte wieder zusammenfinden. Marwan wusste nichts über Minden, aber nutzte sein erstes Stellenangebot im nahegelegenen Lübbecke, um im Mai 2022 zu seiner Familie zu ziehen.
»Ich habe Minden nicht ausgesucht, aber Minden hat mich gewählt.«
Die ersten Tage in Minden ließen Marwan noch zweifeln. Die Busverbindung nach Lübbecke erwies sich als nicht annähernd so verlässlich wie die S-Bahn in Stuttgart. Seine Ausbildung aus Baden-Württemberg wurde in NRW nicht anerkannt und in der Praxis war er ein Erzieher zweiter Klasse. Er war mit der Pendelzeit und der Situation unzufrieden und begann, sich im näheren Umfeld zu bewerben.
So stand er in den Sommerferien vor der Kita Leonhardi und traf seinen Entschluss. Die Kita-Leitung Anett stellte den jungen, motivierten Mann ein und gab ihm das Gefühl, hier willkommen zu sein und gebraucht zu werden. Er brachte sich aktiv ein und startete mit einer Kollegin ein Fußballprojekt für Kinder, um ihnen Freude am Sport zu vermitteln. Heute macht Marwan auf Anregung seiner Kita-Leitung die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher, um anschließend weiter in seiner Kita zu arbeiten.
»Minden gibt mir das Gefühl der Sicherheit, von dem ich vor acht Jahren geträumt habe.«
Zwei Jahre nach seinen ersten unsicheren Wochen ist Minden für Marwan zum Zuhause geworden. Er ist endlich wieder mit seiner Familie vereint und hat hier geheiratet. Er hat einen Freundeskreis in Minden und spielt Fußball in einem jesidischen Fußballklub. Er fühlt sich an vielen Orten in der Stadt wohl. Mit seiner Frau verbringt er gerne Zeit im Goethepark oder an der Weser.
»Minden ist zwar eine kleinere Stadt als Stuttgart, aber die Lage ist schöner, es ist eine ruhige Stadt mit weniger Stress.«
Doch das Wichtigste für ihn sind die Möglichkeiten, die er hier bekommen hat. Er hatte das Glück, auf Menschen zu treffen, die seine Stärken erkannten und ihn zum richtigen Ausbildungsweg ermutigten. Das will er weitergeben. Er möchte besonders Kindern und Jugendlichen, die es schwer haben, genauso eine Hilfe und Inspiration sein, ihren Weg zu finden.
»Ich bin froh, dass ich in Minden gute und hilfsbereite Menschen getroffen habe, die mich ermutigten und unterstützten.«
Ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot ist entscheidend für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Kinder wollen nicht nur gut betreut werden, sondern sind auch wissbegierig und brauchen Bildung, um sich optimal zu entwickeln und den Übergang in die Schule erfolgreich zu meistern. Kitas, Tagespflegepersonen, Ganztagsangebote und Horte fördern die kindliche Entwicklung auf vielfältige Weise. In Minden stehen verschiedene Betreuungsformen zur Verfügung. Mit 42 Kindertagesstätten unterschiedlicher Träger, darunter sechs stätisches Kitas, bietet Minden ein breites Spektrum an pädagogischen Konzepten.