Sustainable Development Goals

AGENDA 2030

Sustainable Development Goals

Sustainable Development Goals (SDGs)

Wie nachhaltig ist Minden? Und was haben die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen damit zu tun? 


17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung 

Mit den sogenannten Sustainable Developement Goals, kurz SDGs, haben die Vereinten Nationen 2015 erstmals gemeinsame Ziele für eine gerechtere und nachhaltige Entwicklung beschlossen. Die 17 Ziele fordern alle Länder zum Handeln auf: mit Strategien, die Armut und Hunger bekämpfen, Gesundheit sowie Bildung verbessern, Ungleichheit verringern und die globale Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Für eine Reihe der Ziele – etwa für das Nachhaltigkeitsziel Nummer zwölf "Nachhaltiger Konsum und Produktion" – spielt der faire Handel eine entscheidende Rolle. Von Kaffee, Kakao oder Bananen über Saft, Tee, Reis, Honig, Zucker und Wein bis hin zu Textilien, Schnittblumen, Kosmetika und Gold – bei all diesen Produkten macht Fairtrade einen Unterschied für die Produzenten im globalen Süden. 

Für die Stadt Minden hat das Thema nachhaltige Entwicklung eine wichtige Bedeutung. Einige Maßnahmen und Projekte der Stadtverwaltung zahlen explizit auf die SDGs ein, wie beispielsweise die Veranstaltungen im Rahmen der Wandeltage oder Projekte der Fairtrade Town Minden. Auch die Neukonzipierung der Stadtstrategie Minden wurde inhaltlich mit der Leipzig Charta als Orientierungsrahmen verzahnt, dessen Grundlage und Prinzipien auf der Agenda 2030 beruhen, dienen der Unterstützung zur Fokussierung der SDGs. 

Am 30. März 2023 hat die Stadtverordnetenversammlung die Resolution zur Agenda 2030 beschlossen. Die Agenda 2030 mit ihren globalen Zukunftszielen für eine nachhaltige Entwicklung, den SDG´s, bietet nicht nur eine Richtschnur für das Verwaltungshandelns, sondern nimmt die globale Verantwortung der Stadt Minden an. Die Stadt Minden unterstützt durch ihr Handeln die SDGs in die Zivilgesellschaft zu tragen und die Stadtverordnetenversammlung erklärt ihre Bereitschaft, die Ziele der Agenda 2030 im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsgerechten Entwicklung in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen.



  • SDG 1 - KEINE ARMUT 

    Armut in allen ihren Formen und überall beenden

    Armut ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Ihre Folgen sind in unsere politisch und wirtschaftlich eng verflochtenen Welt weltweit zu spüren: Armut betrifft dadurch jede*n von uns (Quelle: BMZ). 

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Deutschland galt im Jahr 2017 ungefähr jeder sechste Mensch als arm. Besonders alleinerziehende Elternteile sind von Armut betroffen, da sie sich oft alleine um ihre Kinder kümmern und gleichzeitig noch arbeiten müssen. Arbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund und alte kranke Menschen haben ebenso ein höheres Risiko an Armut zu leiden. Außerdem wächst jedes fünfte Kind in Armut auf, das heißt auch eine*r unserer Freund*innen im Kindergarten oder in der Schule könnte arm sein. Im Gegensatz zur extremen Armut ist man in Deutschland arm, wenn man weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens besitzt. Als Single bedeutet das, dass man weniger als 840 Euro zur Verfügung hat.

    Des Weiteren konnten sich 2017 7,4 Millionen Menschen kein ausgewogenes Essen kaufen, ihre Miete nicht fristgerecht bezahlen oder hatten keine Waschmaschine oder Auto zur Verfügung (Materielle Deprivation). Sie konnten sich meist noch nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr leisten. Ungefähr 2,7 Millionen Menschen waren erheblich von diesen Mängeln betroffen (erhebliche materielle Deprivation). Im europaweitem Vergleich liegen die Werte Deutschlands deutlich unter denen des EU-Durchschnitts (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Umsetzung von Sozialschutzmaßnahmen, die Sicherstellung einer breiten Versorgung von Armen und Schwachen, die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit in prekären Situationen sowie auch die Mobilisierung von Ressourcen zur Beendigung von Armut in Entwicklungsländern (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 1.1 Beseitigung der extremen Armut 
    • 1.2 Armutsbekämpfung um mindestens 50%
    • 1.3 Sozialschutzsysteme implementieren
    • 1.4 Gleiche Rechte an Eigentum, Grundversorgung, Technologie und wirtschaftlichen Ressourcen
    • 1.5 Resilienz gegenüber Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialkatastrophen aufbauen
    • 1.a Mobilisierung von Ressourcen zur Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut
    • 1.b Schaffung artmusorientierter und geschlechtsspezifischer politischer Rahmenbedingungen

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 2 - KEIN HUNGER

    Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

    Mehrmals pro Woche Fleisch, Fisch, tropisches Obst, Gemüse und Fast Food bekommen viele Menschen nie in ihrem Leben zu Gesicht, denn jeder neunte Mensch auf der Erde hungert. Jeder vierte Mensch leidet sogar nicht nur ständig an Hunger, sondern auch dauerhaft an einem Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen. Dadurch bekommen die Menschen schneller Krankheiten, können weniger arbeiten und sind in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Hunger führt dazu, dass die betroffenen Menschen weniger Geld verdienen können, weil das fehlende Essen sie langfristig schwächt.

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Deutschland wächst die landwirtschaftliche Fläche, die ökologisch bewirtschaftet wird, von Jahr zu Jahr. 2017 entsprach sie 6,8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dadurch können hochwertige Lebensmittel hergestellt werden, die der nachhaltigen Versorgung der Bevölkerung dienen.  Aber auch in Deutschland ernähren sich 1,5 Millionen Menschen sehr einseitig und nicht ausreichend. Meist sind es alte, kranke Menschen, die hier von Mangelernährung betroffen sind, weil sie aus Altersgründen, Einsamkeit und Hilfsbedürftigkeit weniger Appetit haben oder sich nicht alleine versorgen können. Gleichzeitig gibt es auch Kinder, deren Ernährung einen Mangel an Nährstoffen aufweist. Besonders in ärmeren Familien werden zum Teil gesunde Lebensmittel durch billigere, energiereiche Nahrungsmittel wie Nudeln und Fast Food ersetzt. Das führt zu Übergewicht und zum Mangel an notwendigen Nährstoffen. Übergewicht ist weltweit und auch in Deutschland ein Problem. Jede zweite deutsche Frau ist übergewichtig, bei den Männern ist diese Zahl noch höher. Dadurch sind sie anfälliger für Krankheiten und bekommen beispielsweise schneller einen Herzinfarkt oder erkranken an Diabetes. Besonders Kinder sind vom Hunger betroffen. Mangelernährung schränkt Kinder in ihrem körperlichen Wachstum und ihrer geistigen Entwicklung ein. Sie können weniger lernen und sich schlecht konzentrieren. Der Hunger hindert Kinder daran an der Schule teilzunehmen und später arbeiten zu können (Quelle: Engagement Global).

    Eine Welt ohne Hunger ist möglich! Ein besonders wirksames Instrument zur Bekämpfung von Hunger ist die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft. Sie schafft Einkommen und Beschäftigung und sie kann die Versorgung der Menschen langfristig sichern (Quelle: BMZ).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Gewährleistung eines Zugangs zu sicheren, nährstoffreichen und ausreichenden Nahrungsmitteln, die Beendigung aller Formen der Fehlernährung sowie die Gewährleistung einer produktiven Landwirtschaft und einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 2.1 Universeller Zugang zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln
    • 2.2 Beenden Sie alle Formen der Unterernährung
    • 2.3 Verdoppeln Sie die Produktivität und das Einkommen kleiner Lebensmittelproduzenten
    • 2.4 Nachhaltige Lebensmittelproduktion und belastbare landwirtschafte Praktiken
    • 2.5 Erhaltung der genetischen Vielfalt in der Lebensmittelproduktion 
    • 2.a Investieren Sie in ländliche Infrastruktur, Agrarforschung, Technologie und Genbanken
    • 2.b Verhinderung von Handelsbeschränkungen in der Landwirtschaft, Marktverzerrungen und Exportsubventionen
    • 2.c Gewährleistung stabiler Rohstoffmärkte für Lebensmittel und rechtzeitigen Zugang zu Information

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 3 - GESUNDHEIT UND WOHLERGEHEN

    Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

    Gesundheit ist Ziel, Voraussetzung und Ergebnis von nachhaltiger Entwicklung. Ihre Förderung ist ein Gebot der Menschlichkeit und Bestandteil verantwortungsvoller Regierungsführung – sowohl in den Industrie-, als auch in den Entwicklungsländern.

    Die Herausforderungen im Gesundheitsbereich sind allerdings weiterhin groß. So sterben noch immer jeden Tag 16.000 Kleinkinder; sehr viele von ihnen an Krankheiten, die heute vermeidbar sind. Die Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Menschen ist darum einer der wichtigsten Aufgaben (Quelle: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Deutschland beträgt die Lebenserwartung bei Mädchen 83,2 Jahren und 78,3 Jahren bei Jungen. Das ist deutlich höher als der weltweite Durchschnitt und zeigt, dass Gesundheit und Wohlergehen entscheidend für ein langes Leben sind. Es gibt daher auch immer weniger Menschen, die unter 70 Jahren sterben (vorzeitige Sterblichkeit). Für die positiven Entwicklungen sind auch die steigenden Ausgaben für Gesundheit verantwortlich. Die Ausgaben bildeten 2016 durchschnittlich einen Wert von 4330 Euro pro Kopf. Das sind 11,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Anteil an Jugendlichen und Erwachsenen, die gelegentlich oder ständig rauchen, ging in den letzten Jahren zurück. 2016 rauchte nur jeder vierzehnte Jugendliche, aber mehr als jeder fünfte Erwachsene. Die Ursache ungefähr jedes zwanzigsten Todesfalls ist das Rauchen, was die Lebenserwartung auf durchschnittlich 70,6 Jahre reduziert. Obwohl die Menschen in Deutschland immer länger leben, steigt der Anteil von Jugendlichen und Erwachsenen, die übergewichtig sind. Fast jeder vierte Jugendliche und fast die Hälfte aller Erwachsenen waren 2017 übergewichtig. Dadurch leiden die betroffenen Menschen häufiger unter gesundheitlichen Problemen wie Diabetes und Bluthochdruck (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Gewährleistung hochwertiger Gesundheitsdienste, die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten, die Förderung der psychischen Gesundheit, die Prävention und Behandlung von Drogen- und Alkoholmissbrauch, die Verringerung der Zahl von Todesfällen und Verletzungen aufgrund von Verkehrsunfällen sowie die Verringerung der Zahl von Todesfällen und Erkrankungen aufgrund von Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzungen (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 3.1 Müttersterblichkeit reduzieren
    • 3.2 Beenden sie alle vermeidbaren Todesfälle unter 5 Jahren
    • 3.3 Übertragbare Krankheiten bekämpfen
    • 3.4 Reduzieren Sie die Sterblichkeit aufgrund nicht übertragbarer Krankheiten und fördern Sie die psychische Gesundheit
    • 3.5 Drogenmissbrauch verhindern und behandeln
    • 3.6 Reduzieren Sie Straßenverletzungen und Todesfälle
    • 3.7 Universeller Zugang zu sexueller und reproduktiver Pflege, Familienplanung und Bildung
    • 3.8 Erreichen Sie eine universelle Krankenversicherung
    • 3.9 Reduzieren Sie Krankheiten und Todesfälle durch gefährliche Chemikalien und Umweltverschmutzung
    • 3.a Umsetzung des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakkonsums
    • 3.b Unterstützung von Forschung, Entwicklung und universellem Zugang zu erschwinglichen Impfstoffen und Arzneimitteln 
    • 3.c Erhöhung der Gesundheitsfinanzierung und Unterstützung des Gesundheitspersonale in Entwicklungsländern 
    • 3.d Verbesserung der Frühwarnsysteme für globale Gesundheitsrisiken

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 4 - HOCHWERTIGE BILDUNG

    Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern

    Bildung ist ein Menschenrecht – sie befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle, und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Jedes Kind hat das Recht auf eine Schulausbildung und jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine grundlegenden Lernbedürfnisse zu befriedigen – ein Leben lang (Quelle: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Deutschland hatte im Jahr 2017 jeder zehnte der 18- bis 24-Jährigen keine abgeschlossene Berufsausbildung, kein Abitur oder eine Fachhochschulreife und nahm auch nicht an Aus- und Weiterbildungen teil. Diese sogenannten frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger haben ein erhöhtes Risiko keine Arbeit zu finden, kein ausreichendes Einkommen zu erzielen und zukünftig in Armut zu leben. 6,2 Millionen Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben. Viele können zwar einzelne Worte verstehen und auch schreiben, aber keinen längeren Text lesen und verfassen. Die Hälfte von ihnen sind Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. In den Schulen erzielen Menschen mit Migrationshintergrund oft schlechtere Ergebnisse und brechen 50 Prozent häufiger ab als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mit deutscher Muttersprache. Dadurch ist es für sie schwieriger erfolgreich in das Berufsleben einzusteigen (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Sicherstellung, dass alle Mädchen und Jungen eine hochwertige Grund- und Sekundarschulbildung abschließen, die Sicherstellung, dass alle Mädchen und Jungen einen Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Betreuung und Bildung sowie alle Frauen und Männer einen Zugang zu hochwertiger fachlicher, beruflicher und tertiärer Bildung erhalten, die Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie der Bau und Ausbau von Bildungseinrichtungen, die kinder-, behinderten- und geschlechtergerecht sind (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 4.1 Kostenlose Grund- und Sekundarschulbildung
    • 4.2 Gleicher Zugang zu qualitativ hochwertiger Vorschulerziehung
    • 4.3 Gleicher Zugang zu erschwinglicher technischer, beruflicher und höherer Bildung
    • 4.4 Erhöhen Sie die Anzahl der Personen mit relevanten Fähigkeiten für die finanziellen Erfolg
    • 4.5 Beseitigen Sie jede Diskriminierung in der Bildung
    • 4.6 Universelle Alphabetisierung und Nummerierung 
    • 4.7 Bildung für nachhaltige Entwicklung und globale Bürgerschaft 
    • 4.a Bauen und aktualisieren Sie inklusive und sichere Schulen
    • 4.b Ausbau der Hochschulstipendien für Entwicklungsländer
    • 4.c Steigern Sie das Angebot an qualifizierten Lehrern in Entwicklungsländern 

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 5 - GESCHLECHTERGERECHTIGKEIT

    Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen

    "Glei­che Rech­te, glei­che Pflich­ten, glei­che Chan­cen und glei­che Macht für Frau­en und Män­ner" ist ein Grund­satz der deut­schen Ent­wick­lungs­po­li­tik . Die Gleich­be­rech­ti­gung der Ge­schlech­ter ist ein ele­men­ta­rer Fak­tor für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung welt­weit (Quelle: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Deutschland ist das durchschnittliche Gehalt pro Arbeitsstunde von Frauen rund ein Fünftel niedriger als das durchschnittliche Gehalt pro Arbeitsstunde von Männern. Obwohl Frauen genauso häufig studieren und genauso hoch qualifiziert sind wie Männer, ist nur etwas weniger als jede dritte Führungsposition von Frauen besetzt (von 105 durch die Studie definierten Unternehmen). Auch im aktuellen deutschen Bundestag ist nur fast jedes dritte Mitglied eine Frau. Oft leiden Frauen im Alltag unter Benachteiligungen, denn besonders für Mütter ist es schwieriger eine Arbeit zu finden. Häufig verdienen sie auch weniger als ihre männlichen Kollegen sowie Kolleginnen ohne Kind. Außerdem sind manche Hygieneartikel für den täglichen Bedarf für Frauen höher besteuert als tägliche Gebrauchsartikel für Männer (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Beendigung aller Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen, die Beseitigung aller Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie die Sicherstellung der Teilhabe von Frauen und ihrer Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungsrollen (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 5.1 Beendigung der Diskriminierung von Frauen und Mädchen
    • 5.2 Beenden Sie alle Gewalt gegen und Ausbeutung von Frauen und Mädchen
    • 5.3 Zwangsheirat und Genitalverstümmelung beseitigen
    • 5.4 Wert unbezahlter Pflege und Förderung gemeinsamer häuslicher Pflichten 
    • 5.5 Gewährleistung der vollständigen Teilnahme an Führung und Entscheidungsfindung
    • 5.6 Universeller Zugang zu reproduktiver Gesundheit und Rechten
    • 5.a Gleiche Rechte an wirtschaftlichen Ressourcen, Eigentum und Finanzdienstleistungen
    • 5.b Förderung der Stärkung von Frauen durch Technologie
    • 5.c Verabschiedung und Stärkung von Richtlinien und durchsetzbaren Gesetzen zur Gleichstellung der Geschlechter 

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 6 - SAUBERES WASSER UND SANITÄTEINRICHTUNGEN 

    Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

    Alles Leben auf der Erde ist abhängig von Wasser. Es ist unser wichtiges Lebensmittel und wir benötigen es im Haushalt, für die Landwirtschaft und in der Industrie. Dennoch haben etwa zehn Prozent der Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und etwa 32 Prozent der Weltbevölkerung haben keine angemessene sanitäre Basisversorgung (Quelle: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    Deutschland hat eine gute Trinkwasserqualität. Anders sieht die Situation in Flüssen und weiteren Fließgewässern aus. Besonders die Stoffe Phosphor und Nitrat sind schädlich für die Gewässer. Phosphor gelangt durch die Landwirtschaft und aus Städten in die Flüsse. Dadurch erhöht sich der Nährstoffgehalt enorm und Sauerstoff wird immer knapper. Es kann dazu kommen, dass viele Fische sterben und sich giftige Algen bilden. Nur an etwas mehr als jeder dritten Messstelle waren 2016 die Fließgewässer nicht mit übermäßig viel Phosphor belastet. Auch Nitrat ist ein Problem, besonders für das Grundwasser, das sehr wichtig für die Trinkwasserversorgung in Deutschland ist. Nitrat wird durch Dünger eingespeist und zu hohe Nitratwerte sorgen dafür, dass das Grundwasser ohne Aufbereitung nicht mehr getrunken werden kann. Bei fast einem Fünftel der Messstellen im Grundwasser wurde der kritische Schwellenwert überschritten.

    Grund- und Oberflächengewässer sind nicht nur mit Nitrat, sondern auch mit Schwermetallen (Quecksilber) oder Phosphat sowie mit Rückständen einzelner Pflanzenschutz- und Arzneimittel belastet. So verursachen beispielweise Hormone der Anti-Baby-Pille Unfruchtbarkeit bei Forellen. Deutschland importiert viele Produkte, für deren Produktion in den Herstellungsländern eine Menge Wasser benötigt wird - beispielsweise für die Herstellung von Jeans oder den Anbau von Avocados. Damit trägt Deutschland über seine Konsumgüter auch zur Wasserverschmutzung durch den Einsatz von Chemikalien und zur Wasserknappheit der sogenannten Entwicklungsländer bei. Auch wenn wir in Deutschland derzeit keinen Wassermangel haben, wird sich der Klimawandel Prognosen nach auf die Wasserversorgung auswirken. Trockene Sommer sorgen dafür, dass die Landwirtschaft immer mehr Wasser zur Bewässerung ihrer Felder benötigt. So wird dann mehr und mehr Grundwasser für die Landwirtschaft verwendet, das aber auch für Trinkwasserversorgung genutzt werden muss. Dennoch ist Deutschland weit von einer Wasserknappheit entfernt (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Verbesserung der Wasserqualität durch die Verringerung der Verschmutzung und die Behandlung des Abwassers, die Umsetzung einer integrierten Bewirtschaftung der Wasserressourcen, der Schutz der wasserverbundenen Ökosysteme sowie die Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit und die Unterstützung der Entwicklungsländer im Bereich der Wasser- und Sanitärversorgung (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 6.1 Sicheres und erschwingliches Trinkwasser
    • 6.2 Beenden Sie die offene Defäkation und bieten sie Zugang zu Hygiene 
    • 6.3 Verbesserung der Wasserqualität, Abwasserbehandlung und sichern Wiederverwendung
    • 6.4 Steigern Sie die Wassernutzungseffizienz und stellen Sie die Frischwasserversorgung sicher 
    • 6.5 Implementieren Sie ein integriertes Wasserressourcenmanagement
    • 6.6 Schutz und Wiederherstellung wasserbezogener Ökosysteme
    • 6.a Ausweitung der Unterstützung für Wasser und sanitäre Anlagen in Entwicklungsländern
    • 6.b Unterstützung des lokalen Engagements im Wasser- und Sanitärmanagement

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 7 - BEZAHLBARE UND SAUBERE ENERGIE

    Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern

    Ohne Energie ist Entwicklung nicht möglich. Die Weltgemeinschaft steht dadurch vor einer großen Herausforderung: Um die Armut zu vermindern, muss die Energieversorgung in den Entwicklungsländern auf- und ausgebaut werden. Zugleich muss aber der Klimawandel aufgehalten und die Umwelt entlastet werden. Dazu muss der weltweite Energieverbrauch insgesamt sinken und erneuerbare Energiequellen müssen noch viel intensiver genutzt werden als bisher (Quelle: BMZ). 

    Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

    Die wichtigsten Energiequellen in Deutschland sind Kohle, Atomenergie und erneuerbare Energien. Durch die Energiewende und den immer größer werdenden Anteil von erneuerbarer Energie (von 6 Prozent im Jahr 2000 auf rund 38 Prozent im Jahr 2018) gibt es Fortschritte. Dadurch verringert sich der Bedarf an fossilen Energiequellen bzw. könnten diese in Zukunft sogar komplett ersetzt werden. Das würde zu einem geringeren Ausstoß von Emissionen führen und den Klimawandel abbremsen.

    Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen am Bruttostromverbrauch soll laut dem Energiekonzept der Bundesregierung bis 2020 auf mindestens 35 Prozent, bis 2030 auf mindestens 50 Prozent und bis 2050 auf mindestens 80 Prozent steigen. Das Ziel für das Jahr 2020 wurde sogar bereits vorzeitig übertroffen. Vorangetrieben wurde diese positive Entwicklung seit dem Jahr 2000 durch die zunehmende Nutzung von Windenergie, Biomasse, Photovoltaik und entsprechende gesetzliche Maßnahmen, wie z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EGG). Das Klimakabinett beschloss außerdem den Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2038 und kündigte an, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Sicherstellung eines allgemeinen Zugangs zu bezahlbaren, verlässlichen und modernen Energiedienstleistungen, die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien am Energiemix, die Steuerung der Energieeffizienz sowie die Förderung von Investitionen in die Energieinfrastruktur und saubere Energietechnologien (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 7.1 Universeller Zugang zu moderner Energie
    • 7.2 Steigern Sie den globalen Protzentsatz Erneuerbarer Energien
    • 7.3 Verdoppeln Sie die Verbesserung der Energieeffizienz
    • 7.a Förderung des Zugangs zu Forschung, Technologie und Investitionen in sauberer Energie
    • 7.b Erweiterung und Aktualisierung der Energiedienstleistungen für Entwicklungsländer

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 8 - MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT UND WIRTSCHAFTSWACHSTUM 

    Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

    Arbeit macht einen Großteil unseres Lebens aus. Sie bestimmt unseren Alltag und ermöglicht uns zugleich, zu wohnen, zu essen und vieles mehr. Es wurde noch nie so viel auf der Welt produziert und konsumiert wie heute – sei es Kleidung, Lebensmittel oder technische Geräte wie Handys und Autos. Hierbei spielt Wirtschaftswachstum eine wichtige Rolle im Kampf gegen globale Armut. Doch Wachstum allein führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand oder guter Arbeit für alle. 700 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, obwohl sie arbeiten (Quelle: Engagement Global). Dennoch ist die Voraussetzung für nachhaltiges und inklusives Wirtschaftswachstum, dass es genügend Arbeitsplätze gibt und dass die Arbeitsbedingungen menschenwürdig sind (Quelle: BMZ). 

    Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

    Deutschland gehört zu den reichsten Industrieländern der Welt. Dieser Wohlstand und das Wirtschaftswachstum sind auf Kosten natürlicher Ressourcen erfolgt. Ökologisch gesehen leben und konsumieren wir in Deutschland weit über unsere Verhältnisse – um unseren Ressourcenverbrauch zu decken, wären mehrere Erden notwendig. Der Umstieg auf eine nachhaltigere Wirtschaft ist also eine große Herausforderung, die auch den Arbeitsmarkt verändern wird. Aber auch unser Konsumverhalten muss nachhaltiger werden. Schlechte Arbeitsbedingungen sind nicht nur in so genannten Entwicklungsländern ein Problem. Obwohl es vergleichsweise wenig Arbeitslosigkeit gibt, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht für alle gleich. So sind Menschen mit Behinderung öfter arbeitslos als der Durchschnitt und Frauen leisten häufig unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Haushalt oder in der Pflege. Aufgrund des demographischen Wandels kann es in Deutschland langfristig zu einem Mangel an Fachkräften kommen. Wenn es mehr ältere Menschen im Ruhestand gibt und weniger arbeitende Menschen, werden zunehmend die sozialen Sicherungssysteme mangels eingehender Beiträge unterfinanziert. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20- bis 64-Jährige), sprich die Erwerbstätigenquote, lag 2017 bei 79,2 Prozent, sodass der Zielwert von 78 Prozent für 2030 bereits jetzt erreicht worden ist (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Aufrechterhaltung des Wirtschaftswachstums (entsprechend den nationalen Gegebenheiten), die Entkoppelung des Wirtschaftswachstums und der Umweltzerstörung, die Verbesserung der Ressourceneffizienz, die Erreichung produktiver Vollbeschäftigung, menschenwürdiger Arbeit und gerechter Bezahlung sowie die Förderung entwicklungsorientierter Politik zur Unterstützung der Wirtschaft (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Voraussetzung für nachhaltiges und inklusives Wirtschaftswachstum ist, dass es genügend Arbeitsplätze gibt und dass die Arbeitsbedingungen menschenwürdig sind.

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 8.1 Nachhaltiges Wirtschaftswachstum
    • 8.2 Diversifizieren, innovieren und verbessern Sie die wirtschaftliche Produktivität
    • 8.3 Förderung der Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze und des Wachstums von Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen
    • 8.4 Verbesserung der Ressourceneffizienz in Verbrauch und Produktion
    • 8.5 Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit bei gleichem Entgelt
    • 8.6 Förderung der Beschäftigung, Bildung und Ausbildung von Jugendlichen
    • 8.7 Ende der modernen Sklaverei, des Menschenhandels und der Kinderarbeit
    • 8.8 Arbeitsrechte schützen und sichere Arbeitsumgebungen fördern
    • 8.9 Förderung eines vorteilhaften und nachhaltigen Tourismus
    • 8.10 Universeller Zugang zu Bank-, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen
    • 8.a Erhöhen Sie die Hilfe für Handelsunterstützungen
    • 8.b Entwicklung einer globalen Jugendbeschäftigung

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 9 - INDUSTRIE, INNOVATION UND INFRASTRUKTUR

    Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

    Viele ländliche Regionen in Entwicklungsländern verfügen noch nicht über ausreichende Verkehrswege und Transportmittel. Dadurch sind Transporte dort schwierig und teuer – ein Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung. Auch Mängel bei der Energieversorgung wirken sich negativ auf die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft aus (Quelle: BMZ). 

    Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

    Deutschland belegt, einer OECD-Studie zufolge, Platz 6 im Ranking der nachhaltigsten Industrieländer. Vor allem im „Greentech“-Bereich spielt Deutschland eine wichtige Rolle – also bei der Entwicklung und Produktion von Technologien zum Umweltschutz und erneuerbaren Energien. Trotzdem gibt es auch in Deutschland noch viel zu tun, denn die Energie- und Verkehrswende gehen nur langsam voran und der Zugang zu hochwertiger Infrastruktur ist noch ungleichmäßig. Noch immer haben nicht alle Haushalte und Regionen Zugang zu schnellem Breitband-Internet und die Glasfaseranschlüsse, die in anderen Ländern als Selbstverständlichkeit gelten, sind hierzulande noch eine Ausnahme. Eine schwache Infrastruktur führt unter anderem dazu, dass Firmen aus unterversorgten Regionen abwandern – es folgen Bevölkerungsrückgang und Arbeitslosigkeit. 19 Regionen, vor allem in Ostdeutschland und im Ruhrgebiet, sind akut von Strukturschwäche durch mangelnde Infrastruktur, schwache Wirtschaftsentwicklung und Bevölkerungsrückgang/Abwanderung gefährdet. Platz 2 belegt Deutschland hingegen als eines der innovativsten Länder der Welt. Das Statische Bundesamt ermittelt jährlich den Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. 2016 lagen die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei 92,2 Milliarde Euro, mit einem entsprechenden Anteil von 2,9 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2025 private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf mindestens 3,5 Prozent des BIP zu erhöhen. Deutschlands Aufgabe ist es, einen Fokus auf nachhaltige Innovationen und grüne Technologien zu legen und Entwicklungs- und Schwellenländern ebenfalls zu einem Zugang zu bereits bestehendem Wissen und neuer Forschung und Entwicklung zu verhelfen (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem der Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur, die Modernisierung der vorhandenen Infrastruktur, die Förderung der wissenschaftlichen Forschung, von Forschung und Entwicklung sowie von Innovationen, die Erweiterung des Zugangs zu Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Verbesserung einer nachhaltigen Infrastruktur in den Entwicklungsländern (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 9.1 Entwicklung nachhaltiger, belastbarer und integrativer Infrastruktur
    • 9.2 Förderung einer integrativen und nachhaltigen Industrialisierung
    • 9.3 Verbessern Sie den Zugang zu Finanzdienstleistungen und Märkten
    • 9.4 Aktualisieren Sie alle Branchen und Infrastrukturen aus Nachhaltigkeit
    • 9.5 Verbesserung der Forschung und Aufrüstung industrieller Technologien
    • 9.a Erleichterung der nachhaltigen Infrastrukturentwicklung für Entwicklungsländer 
    • 9.b Unterstützung der Entwicklung häuslicher Technologien und der industriellen Diversifizierung
    • 9.c Universeller Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien  

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 10 - WENIGER UNGLEICHHEITEN

    Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern

    Die wachsende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit innerhalb von Staaten – aber auch zwischen verschiedenen Staaten – ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie gilt auch als eine der ausschlaggebenden Fluchtursachen. Der Abbau dieser Ungleichheit trägt zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum bei und stärkt den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft (Quelle: BMZ). 

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    Um Ungleichheiten in Deutschland zu verringern, setzt man auf Integration, die Förderung gleicher Bildungschancen und eine gerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen. Deutschland ist ein buntes Land und für ein friedliches Miteinander ist die Integration der in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer unverzichtbar. Besonders wichtig ist nicht nur der Spracherwerb, sondern auch eine schulische Qualifizierung. Ausländerinnen und Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft erreichen in Deutschland seltener einen Schulabschluss, verglichen mit deutschen Schulabsolventinnen und -absolventen. Im Hinblick auf höhere Bildungsabschlüsse fällt auf, dass nur 17,4 Prozent der ausländischen Schulabsolventinnen und -absolventen im Jahr 2017 die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife erreicht haben, während mit 36,3 Prozent doppelt so viele deutsche Schulabsolventinnen und -absolventen einen höheren Abschluss erreichten. Einkommensungleichheiten werden in Deutschland insbesondere mithilfe von Sozialleistungen, Sozialversicherungen und Steuern entgegengewirkt. Dennoch ist das Vermögen in Deutschland deutlich ungleich verteilt. Einer der Gründe hierfür ist dass die Menschen in Deutschland viel häufiger zur Miete wohnen statt in eigenen Immobilien (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Inklusion aller Menschen, die Gewährleistung von Chancengleichheit, die Durchführung von Maßnahmen zu mehr sozialer Gleichheit, die Erleichterung einer sicheren, regulären und verantwortungsvollen Migration und Mobilität sowie die Förderung der öffentlichen Entwicklungshilfe (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 10.1 Einkommensungleichheiten reduzieren
    • 10.2 Förderung der universellen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Eingliederung
    • 10.3 Gewährleistung der Chancengleichheit und Beendigung der Diskriminierung
    • 10.4 Verabschiedung von Steuer- und Sozialpolitiken zur Förderung der Gleichstellung
    • 10.5 Verbesserte Regulierung der globalen Finanzmärkte und -institutionen
    • 10.6 Verbesserte Vertretung für Entwicklungsländer in Finanzinstitutionen
    • 10.7 Verantwortungsvolle und gut verwaltete Migrationsrichtlinien 
    • 10.a Sonder- und Differenzbehandlung für Entwicklungsländer
    • 10.b Förderung von Entwicklungshilfe und Investitutionen in den am wenigsten entwickelten Ländern
    • 10.c Reduzieren Sie die Transaktionskosten für Überweisungen von Migranten

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 11 - NACHHALTIGE STÄDTE UND GEMEINDEN

    Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen

    Weltweit schreitet die Urbanisierung voran. Während der Bevölkerungsanstieg in früheren Jahrhunderten vor allem auf dem Land stattfand, ist er heute hauptsächlich in den Städten zu verzeichnen. Mitte des 20. Jahrhunderts lebten 30 Prozent der Menschen in den urbanen Zentren der Welt. Heute sind es über 50 Prozent – Tendenz steigend. Bis 2050 werden voraussichtlich 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben (Quelle: BMZ). 

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In deutschen Großstädten gibt es zurzeit kaum ein brisanteres Thema als Mieten und Wohnungsnot. Vor allem Geringverdiener müssen oft weit mehr als die empfohlenen 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen. So wird Mieten zum Armutsrisiko – Geringverdiener werden immer weiter aus den Innenstädten verdrängt und so auch von Infrastruktur und sozialem Leben abgeschnitten. Eine der zentralen Herausforderungen der Stadtentwicklung ist also, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und gleichzeitig eine lebenswerte und klimafreundliche Stadt zu erhalten, indem öffentlicher Raum und Stadtnatur geschützt werden. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrrad- und Fußverkehr sind Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Denn die Lebensqualität und den Zugang zu Mobilität, Bildung und Infrastruktur in Stadt und Land anzugleichen bedeutet auch, dem demografischen Druck auf die Städte entgegen zu wirken und ländliche Regionen zu attraktiven Standpunkten für Wirtschaft und Innovation zu machen. Deshalb hat sich auch Deutschland das Ziel gesetzt, Städte nachhaltiger und damit zukunftsfähiger zu gestalten. Außerdem sollen Städte inklusiver werden, das heißt niemand soll ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Dafür braucht es etwa mehr bezahlbaren Wohnraum und bessere Mobilität. Dabei werden auch die Umwelt und das Klima berücksichtigt, denn ein weiteres Ziel ist die CO₂-neutrale, klimaangepasste und energieeffiziente Stadt. Um diese Ziele zu erreichen, entwickeln Bund, Länder, Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger Ideen und Pläne (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Sicherstellung eines Zugangs zu angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum und entsprechender Grundversorgung, die Gewährleistung eines Zugangs zu nachhaltigen Verkehrssystemen, die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr, die Verstärkung einer nachhaltigen Siedlungsplanung, die Verbesserung des Katastrophenschutzes, die Senkung der Umweltbelastung, die Sicherstellung eines Zugangs zu Grünflächen sowie die Unterstützung ökonomischer, ökologischer und sozialer Verbindungen zwischen stadtnahen und ländlichen Gebieten (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 11.1 Sicheres und erschwingliches Wohnen
    • 11.2 Erschwingliche und nachhaltige Verkehrssysteme
    • 11.3 Inklusive und nachhaltige Urbanisierung
    • 11.4 Schützen Sie das kulturelle und natürliche Erbe der Welt
    • 11.5 Reduzieren Sie die nachhaltigen Auswirkungen von Naturkatastrophen
    • 11.6 Reduzieren Sie die Umweltbelastung von Städten
    • 11.7 Bieten Sie Zugang zu sicheren und integrativen grünen und öffentlichen Räumen
    • 11.a Starke nationale und regionale Entwicklungsplanung
    • 11.b Implementieren Sie Richtlinien für Inklusion, Ressourceneffizient und Reduzierung des Katastrophenrisikos
    • 11.c Unterstützung der am wenigsten entwickelten Länder beim nachhaltigen und belastbaren Bauen

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 12 - NACHHALTIGE/R KONSUM UND PRODUKTION

    Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen

    Der Wandel zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die natürlichen Grenzen unseres Planeten respektiert, kann nur gelingen, wenn wir unsere Konsumgewohnheiten und Produktionstechniken umstellen. Dazu sind international gültige Regeln für Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz wichtig. Ein Beispiel: Jedes T-Shirt, das in Europa angeboten wird, hat eine lange Reise – eine lange "Lieferkette" – hinter sich. Fortschrittliche Standards in solchen Lieferketten sind ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Die Bundesregierung hat das Thema "Lieferketten" außerdem zu einem Schwerpunkt während der deutschen G7-Präsidentschaft im Jahr 2015 gemacht  (Quellen: BMZ). 

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Industrieländern wie Deutschland ist der Ressourcenverbrauch pro Kopf besonders groß. Jeder Deutsche wirft pro Jahr durchschnittlich etwa 1,5 Kilogramm Kleidung, 85 Kilogramm Nahrungsmittel und rund 25 Kilogramm Plastikverpackungen in den Müll. Um auf die Flut an Plastikmüll zu reagieren, will die EU Einwegplastik wie Strohhalme oder Wattestäbchen verbieten, doch Plastikverpackungen sind noch immer allgegenwärtig. Auch die richtige Mülltrennung hilft nur bedingt, denn die Hälfte der Plastikabfälle kann nicht wiederverwertet werden. In Deutschland ist „Containern“, also das Retten von ungebrauchten Nahrungsmitteln aus dem Müll, trotz dramatischer Lebensmittelverschwendung noch immer illegal. Wichtig ist auch Information und Transparenz: Durch Umweltsiegel auf Produkten, wie den „Blauen Engel“, können Verbraucher erkennen, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wurde oder es bei der Nutzung beispielsweise wenig Energie verbraucht oder Treibhausgase ausstößt. In Deutschland war im Jahr 2016 nur fast jedes elfte Produkt mit einem staatlichen Umweltzeichen versehen. Verbraucher*innen in den Industrieländern haben überdurchschnittlich viel Macht, um mit ihren Entscheidungen auch globale Produktionsketten zu beeinflussen, zum Beispiel durch den Umstieg auf regionale, ökologische und fair gehandelte Lebensmittel (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Erreichung einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Verringerung der Nahrungsmittelverschwendung, die Verringerung des Abfallaufkommens, die Ermutigung von Unternehmen zur Einführung nachhaltiger Verfahren, die Förderung einer nachhaltigen Beschaffung im öffentlichen Sektor, die Sicherstellung der Verbreitung von Informationen über und des Bewusstseins für nachhaltige Entwicklung sowie die Unterstützung von Entwicklungsländern bei einem Übergang zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 12.1 Umsetzung des 10-Jahres-Rahmens für nachhaltigen Verbrauch und Produktion
    • 12.2 Nachhaltiges Management und Nutzung natürlicher Ressourcen
    • 12.3 Halbieren Sie die Nahrungsmittelverschwendung auf Einzelhandels- und Verbraucherebene
    • 12.4 Verantwortungsbewusster Umgang mit Chemikalien und Abfällen
    • 12.5 Reduzieren Sie die Abfallerzeugung erheblich
    • 12.6 Ermutigen Sie Unternehmen, nachhaltige Praktiken und Nachhaltigkeitsberichte anzuwenden  
    • 12.7 Förderung nachhaltiger öffentlicher Beschaffungspraktiken
    • 12.8 Förderung des universellen Verständnisses für nachhaltige Lebensstille
    • 12.a Unterstützung der wissenschaftlichen und technologischen Kapazitäten der Entwicklungsländer für nachhaltigen Verbrauch und nachhaltige Produktion 
    • 12.b Entwicklung und Implementierung von Instrumenten zur Überwachung eines nachhaltigen Tourismus
    • 12.c Entfernen Sie Marktverzerrungen, die zu verschwenderischem Konsum führen

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 13 - MAßNAHMEN ZUM KLIMASCHUTZ 

    Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

    Der Klimawandel stoppt nicht an Ländergrenzen und seine Auswirkungen beschränken sich nicht auf einzelne Politikfelder, Wirtschaftszweige oder soziale Gruppen. Auch die internationalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels müssen die zahlreichen Wechselwirkungen berücksichtigen, die sich zwischen diesen Bereichen ergeben (Quellen: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    In Deutschland hat sich die Treibhausgasemission seit 1990 bis 2017 um 27,7 Prozent verringert. Das klingt zwar gut, ist aber zu wenig, um die geplante Reduzierung um 40 Prozent im Jahr 2020 zu erreichen. Jeder von uns verursacht eine Pro-Kopf-CO2-Emission, die fast doppelt so hoch ist wie der globale Durchschnitt. Auch die Anzahl extremer Wetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen und Hitzeperioden hat sich in den letzten 50 Jahren verdreifacht. Das Jahr 2018 war das heißeste und trockenste Jahr seit Messbeginn 1881. Seitdem hat sich die Temperatur in Deutschland um 1,4°C erhöht. Zukünftig wird es wahrscheinlich im Sommer viel weniger regnen und milde Winter sorgen dafür, in denen kaum noch Schnee fällt. In besonderer Weise sind auch unsere Wälder und die Gewässer vom Klimawandel betroffen. Die Bäume bekommen zu wenig Wasser und durch die Hitze steigt die Waldbrandgefahr, Schädlinge wie der Borkenkäfer breiten sich aus. In der Nord- und Ostsee sowie in einigen Seen wachsen verstärkt Algen und Bakterien, die auch teilweise giftig sein können. Außerdem wird auch in den Alpen immer weniger Schnee fallen und die Schneesicherheit in den Skigebieten nimmt ab (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Stärkung der Widerstandskraft und der Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen, die Einbeziehung von Klimaschutzmaßnahmen in Politik, Strategien und Maßnahmen, die Verbesserung der Kommunikation sowie der Kapazitäten im Bereich des Klimaschutzes und die Förderung der Klimaschutzkapazitäten in Entwicklungsländern (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 13.1 Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit an klimabedingte Katastrophen
    • 13.2 Integrieren Sie Klimaschutzmaßnahmen in Politik und Planung
    • 13.3 Bauen Sie Wissen und Kapazitäten auf, um dem Klimawandel zu begegnen
    • 13.a Umsetzung der UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel
    • 13.b Förderung von Mechanismen zur Erhöhung der Planungs- und Verwaltungskapazität

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 14 - LEBEN UNTER WASSER

    Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

    Der Schutz der Biodiversität, ihre nachhaltige Nutzung und die gerechte Aufteilung der Nutzungsgewinne ist ein wesentlicher Faktor nachhaltiger Entwicklung (Quellen: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    Deutschland setzt auf Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit. Die Nährstoffbelastung der Meere soll verringert werden und bis 2020 sollen alle wirtschaftlich genutzten Fischbestände in der Nord- und Ostsee nachhaltig bewirtschaftet werden. Negative Auswirkungen der Fischerei auf ein Minimum zu reduzieren ist ein europäisches und damit auch ein deutsches Ziel. Deutschland setzt sich aber nicht nur im eigenen Land für den Meeresschutz ein, sondern unterstützt Partnerländer weltweit bei ihrem Vorhaben, die Ozeane nachhaltig zu schützen. Beispielsweise wird die Bundesregierung bis zum Jahr 2023 etwa 50 Millionen Euro für Abfallsammel- und Verwertungstechnologien bereitstellen. Nachweislich sind weltweit nur 10 Flüsse für den Transport von 90 Prozent des Plastikmülls, der in die Meere gelangt, verantwortlich (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Verhütung und Verringerung aller Arten der Meeresverschmutzung (insbesondere durch vom Land ausgehende Tätigkeiten) sowie die Verbesserung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Ozeane und ihrer Ressourcen (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 14.1 Reduzieren Sie die Meeresverschmutzung
    • 14.2 Ökosysteme schützen und wiederherstellen
    • 14.3 Reduzieren Sie die Versauerung der Ozeane
    • 14.4 Nachhaltiges Fischen
    • 14.5 Küsten- und Meeresgebiete erhalten
    • 14.6 Ende der Subventionen, die zur Überfischung beitragen
    • 14.7 Steigern Sie den wirtschaftlichen Nutzen einer nachhaltigen Nutzung der Meeresressourcen
    • 14.a Verbesserung der wissenschaftlichen Kenntnisse, Forschung und Technologie für die Gesundheit der Ozeane
    • 14.b Unterstützen Sie kleine Fischer
    • 14.c Umsetzung und Durchsetzung des internationalen Seerechts

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 15 - LEBEN AN LAND

    Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen

    Biologische Vielfalt und gesunde Ökosysteme sind die Grundlagen unseres Lebens: Mangrovenwälder schützen die Küsten vor Flut, Insekten bestäuben die Pflanzen, die wir essen, und Regenwälder wandeln CO2 in Sauerstoff um. Deshalb ist die rasante Zerstörung von biologischer Vielfalt ein echtes Problem. Mehr als die Hälfte der Ökosysteme ist heute in schlechterem Zustand als noch vor 50 Jahren, oder wird nicht nachhaltig genutzt: Ihre genetische Vielfalt geht verloren, oder sie wurden – wie die Hälfte aller Regenwälder – bereits vollständig zerstört. Übernutzung durch intensive Landwirtschaft und die Folgen des Klimawandels gehören dabei zu den wichtigsten Ursachen. Die Zerstörung der Landökosysteme hat weitreichende Konsequenzen: Von ungefähr 5 Millionen Tierarten sterben jährlich zwischen 11.000 und 58.000 aus, unter anderem durch den Schwund ihrer Lebensräume (Quelle: Engagement Global). Für die Zukunft werden Konzepte benötigt, die eine positive Entwicklung der Gesamtwirtschaft mit dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Böden, Landflächen und Wälder in Einklang bringen (Quellen: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    Fast die Hälfte der Flächen in Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt. Produktionssteigerungen und immer intensivere Bewirtschaftung gehen auch an der Umwelt nicht spurlos vorbei. Jeden Tag verliert die Natur hierzulande eine Fläche von etwa 90 Fußballfeldern an Verkehr und Siedlungsbau. Durch schwere Maschinen werden Böden beschädigt, was wiederum zu Erosion und einem Verlust der Bodenfruchtbarkeit führen kann. Düngemittel stellen ein Risiko für Erde und Grundwasser dar, und die niedrige Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen schränkt tierische Nahrungsquellen und Lebensräume ein. Besonders stark diskutiert wird in Deutschland aktuell das Problem des Insektensterbens – ein Beispiel für den Verlust der biologischen Vielfalt. Bei 96 Prozent der Arten haben Insektenforscher*innen einen Rückgang festgestellt. Das hat nicht nur drastische Folgen für die Landwirtschaft selbst – an vielen Orten gibt es nicht mehr genügend Insekten, um Felder natürlich zu bestäuben – sondern bringt ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Die Anzahl der Vögel ist ebenfalls um 40 Prozent geschrumpft, da ihnen Insekten als Nahrungsquelle dienen. Die Bundesregierung gibt jährlich 500 Millionen Euro für den globalen Erhalt von Ökosystemen aus und macht sich weltweit für die Biodiversität und Artenvielfalt stark. Dabei hat das Bundeskabinett ein „Aktionsprogramm Insektenschutz“ eingeleitet, um das Insektensterben zu stoppen und die Artenvielfalt zu schützen. Darüber hinaus sind wichtige Handlungsfelder und Maßnahmen in der Naturschutz-Offensive 2020 beschrieben und festgehalten. Positiv zu verzeichnen ist, dass die Bundeswaldinventur eine positive Entwicklung des ökologischen Zustands deutscher Wälder aufweist (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Gewährleistung der Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltigen Nutzung der Land- und Binnensüßwasser-Ökosysteme, die Förderung der nachhaltigen Bewirtschaftung aller Waldarten und die Erhöhung der Aufforstung bzw. Wiederaufforstung, die Neutralisierung der Landverödung und die Verringerung der Verschlechterung der natürlichen Lebensräume sowie die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 15.1 Erhaltung und Wiederherstellung terrestrischer- und Süßwasserökosysteme
    • 15.2 Entwaldung beenden und degradierte Wälder wiederherstellen
    • 15.3 Beenden Sie die Wüstenbildung und stellen Sie degradiertes Land wieder her 
    • 15.4 Gewährleistung der Erhaltung der Gebirgsökosysteme
    • 15.5 Schützen Sie die biologische Vielfalt und die natürlichen Lebensräume
    • 15.6 Förderung des Zugangs zu genetischen Ressourcen und der gerechten Aufteilung der Vorteile
    • 15.7 Beseitigung von Wilderei und Handel mit geschützten Arten
    • 15.8 Verhindern Sie invasive gebietsfremde Arten an Land und in Wasserökosystemen
    • 15.9 Integration von Ökosystem und Biodiversität in die Regierungsplanung
    • 15.a Erhöhung der finanziellen Ressourcen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung des Ökosystems und der biologischen Vielfalt
    • 15.b Nachhaltige Waldbewirtschaftung finanzieren und fördern
    • 15.c Bekämpfung der globalen Wilderei und des Menschenhandels 

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 16 - FRIEDEN, GERECHTIGKEIT UND STARKE INSTITUTIONEN

    Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

    Frieden, körperliche Unversehrtheit und Schutz durch ein stabiles Rechtssystem sind unabdingbare Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung und Wohlstand. Zu viele Menschen sind auf zu schwache Institutionen angewiesen und sind ohne Zugang zu Justiz, zu Informationen und zu anderen Grundfreiheiten. Kriegerische Konflikte, sowie häusliche und kriminelle Gewalt, bedrohen das Leben von Millionen Menschen nicht nur unmittelbar – sie verschlechtern auch die langfristigen Lebensbedingungen, vermindern Ernteerträge und Ressourcen, verringern die Chancen auf Bildung, auf Gesundheitsfürsorge und Partizipation. 

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Dies gilt es zu bewahren und gleichzeitig andere Länder darin zu unterstützen, sicherer zu werden. Transparenz und Rechenschaftspflicht staatlicher Institutionen und Behörden und eine effektive Kontrolle durch politisch legitimierte Gremien sind unverzichtbar, ebenso wie freie Presse und Berichterstattung. Auch Kriminalität ist ein Thema in Deutschland. Im Jahr 2017 lag die Anzahl der polizeilich registrierten Straftaten bei insgesamt 5,8 Millionen. Darunter entfielen 2 Prozent auf Wohnungseinbruchsdiebstahl, 15,8 Prozent auf Betrug und 2,4 Prozent auf gefährliche und schwere Körperverletzung. (Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Verringerung alle Formen der Gewalt und der gewaltbedingten Sterblichkeit, die Beendigung des Missbrauchs und der Ausbeutung von Kindern, die Bekämpfung aller Formen der organisierten Kriminalität, die Reduktion der Korruption und Bestechung, der Aufbau leistungsfähiger, rechenschaftspflichtiger und transparenter Institutionen sowie die Förderung inklusiver, partizipativer und repräsentativer Entscheidungsfindung (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 16.1 Überall Gewalt vermeiden
    • 16.2 Schützen Sie Kinder vor Missbrauch, Ausbeutung, Menschenhandel und Gewalt
    • 16.3 Förderung der Rechtsstaatlichkeit und Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zur Justiz
    • 16.4 Bekämpfung der organsierten Kriminalität und des illegalen Finanz- und Waffenflusses
    • 16.5 Korruption und Bestechung erheblich reduzieren
    • 16.6 Entwicklung effektiver, rechenschaftspflichtiger und transparenter Institutionen
    • 16.7 Stellen Sie die reaktionsschnelle, integrative und repräsentative Erscheidungsfindung sicher
    • 16.8 Stärkung der Beteiligung an global governance
    • 16.9 Bereitstellung einer universellen rechtlichen Identität
    • 16.10 Gewährleistung des Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen und Schutz der Grundfreiheit
    • 16.a Stärkung der nationalen Institutionen zur Verhinderung von Gewalt und zur Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität
    • 16.b Förderung und Durchsetzung nichtdiskriminierender Gesetze und Richtlinien

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

  • SDG 17 - PARTNERSCHAFTEN ZUR ERREICHUNG DER ZIELE

    Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben

    Kein Staat kann die globalen Probleme der Gegenwart allein bewältigen. Darum soll eine globale Partnerschaft aufgebaut werden, in der gemeinsam die EINE WELT gestaltet wird. Nur mit einer solchen globalen Partnerschaft – in gegenseitigem Respekt, mit gemeinsam getragenen Werten und der gebündelten Kraftanstrengung aller Beteiligten – können die Ziele der Agenda 2030 erreicht werden.

    Um nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, braucht es eine internationale Solidarität zwischen armen und reichen Ländern. Daher sollte Technologietransfer zwischen entwickelten und weniger entwickelten Ländern ermöglicht werden. Damit einhergehen soll eine deutliche Erhöhung der Exporte aus Entwicklungsländern unter fairen Produktionsbedingungen. Vom globalen Handel müssen alle Staaten profitieren können (Quellen: BMZ).

    Wie ist die Situation in Deutschland?

    Deutschland zählt zu einer der wichtigsten Industrienationen und setzt sich international für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ein. Fairer Handel, sozialer Zusammenhalt und der Wissens- und Technologietransfer sind in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Im Jahr 2017 war Deutschland der zweitgrößte Geber von ODA Mitteln. Das sind Ausgaben, für finanzielle und technische Zusammenarbeit für Entwicklungs- und Schwellenländern, humanitäre Hilfe sowie Beiträge für Entwicklungszusammenarbeit. Mit Hilfe der Entwicklungszusammenarbeit wird die weltweite Armut gemindert, der Frieden gesichert und Notlagen gelindert. Darüber hinaus wird die Globalisierung gerechter gestaltet und die Umwelt geschützt. Damit dies verwirklicht werden kann, will die Bundesregierung den Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am Bruttonationaleinkommen bis zum Jahr 2030 auf 0,7 Prozent steigern. Die Bundesrepublik hat bereits die Notwendigkeit und Wichtigkeit der engen und langfristigen Zusammenarbeit erkannt und arbeitet deshalb mit den verschiedensten Akteuren zusammen. Das Ergebnis: nachhaltige Projekte und verbundene Partnerschaften, die gemeinsam die gleichen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung verfolgen und umsetzen.(Quelle: Engagement Global).

    Relevante Teilziele für deutsche Kommunen sind unter anderem die Mobilisierung zusätzlicher, finanzieller Mittel für die Entwicklungsländer, die Verbesserung der Politikkohärenz zugunsten nachhaltiger Entwicklung, der Ausbau der globalen Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung (ergänzt durch Multi-Akteur-Partnerschaften), die Bildung wirksamer öffentlicher, öffentlich-privater und zivilgesellschaftlicher Partnerschaften und die Erarbeitung von Fortschrittsmaßen für nachhaltige Entwicklung zur Ergänzung des Bruttoinlandsproduktes (Quelle: Bertelsmann Stiftung). 

    Die Unterziele (Quelle Global Goals):

    • 17.1 Mobilisieren Sie Ressourcen, um die Erhebung von Inlandseinnahmen zu verbessern
    • 17.2 Implementieren Sie alle Verpflichtungen zur Entwicklungshilfe
    • 17.3 Mobilisierung finanzieller Ressourcen für Entwicklungsländer
    • 17.4 Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Erreichung der Tragfähigkeit der Schulden
    • 17.5 Investieren Sie in am wenigsten entwickelte Länder
    • 17.6 Wissensaustausch und Zusammenarbeit für den Zugang zu Wissenschaft, Technologie und Innovation
    • 17.7 Förderung nachhaltiger Technologien in Entwicklungsländern
    • 17.8 Stärkung der Wissenschafts-, Technologie- und Innovationskapazität für die am wenigsten entwickelten Länder
    • 17.9 Verbesserung der SDG-Kapazität in Entwicklungsländern
    • 17.10 Förderung eines universellen Handelssystems im Rahmen der WTO
    • 17.11 Steigern Sie die Exporte von Entwicklungsländer
    • 17.12 Beseitigung von Handelshemmnissen für die am wenigsten Entwickelten Länder
    • 17.13 Verbesserung der globalen makroökonomischen Stabilität 
    • 17.14 Verbesserung der politischen Kohärenz für eine nachhaltige Entwicklung
    • 17.15 Respektieren Sie die nationale Führung bei der Umsetzung von Richtlinien für die Ziele für nachhaltige Entwicklung
    • 17.16 Verbesserung der globalen Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung
    • 17.17 Förderung effektiver Partnerschaften
    • 17.18 Verbessern Sie die Verfügbarkeit zuverlässiger Daten
    • 17.19 Fortschrittsmessungen weiterentwickeln

    Bezug zur Stadtstrategie Minden 2032

Rückblick auf unsere Veranstaltungen

2023 - SDG 16 "Gerechtigkeit"

Wie sorgt man für mehr Gerechtigkeit und wie kann z.B. eine gerechte Stadt aussehen? Zu dieser Fragen sind wir im Rahmen der Wandeltage  ins Gespräch gekommen. Dabei stand das SDG 16 "Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen" im Mittelpunkt.


  • Programm

    •  29.08.2023, 18.30 Uhr im Kulturzentrum BÜZ (Johanniskirchhof 1): Theologie trifft Geschlechtergerechtigkeit  - Ein Gespräch zwischen der Gleichstellungbeauftragten Luisa Arndt und dem Mindener Superintendenten Michael Mertins
    • 31.08.2023, 18.30 Uhr im Kulturzentrum BÜZ (Johanniskirchhof 1): Justiz trifft soziale Gerechtigkeit - Ein Gespräch zwischen dem Quartiersmanager der Rechten Weserseite Erik Hasse und der Juristin Eva Thiel aus Hamburg

    Außerdem ...

    •  Büchertisch zum Weiterlesen in der Stadtbibliothek (Königswall 99), täglich außer mittwochs 11 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 13 Uhr
    • 30.08 und 31.08.2023, kostenfreie Kurzführung zum Thema "Geschlechtergerechtigkeit durch archäologische Forschung" im Mindener Museum (Ritterstraße 23-33)
  • Rückblick 2023 "Kneipengespräche statt Stammtischparolen" - Was ist Gerechtigkeit? 

    „Gerechtigkeit steckt in der DNA meiner Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte“, sagt Luisa Arndt. Am Dienstag 29. August trifft sie sich zum Kneipengespräch mit Michael Mertins, dem Mindener Superintendenten, zu der Frage „Was ist Gerechtigkeit?“. Eine scheinbar einfache Frage – schließlich hat jede und jeder von uns eine Vorstellung davon, was gerecht ist und was nicht. Doch eine genaue Definition ist gar nicht leicht zu finden.

    In zwei kurzen Vorträgen erläutern die beiden Referent*innen, welche Rolle der Begriff Gerechtigkeit in ihrer Arbeit und in ihren Überzeugungen spielt. Sowohl aus feministischer als auch jüdisch-christlicher Perspektive ist Gerechtigkeit eng verbunden mit der Menschenwürde: Wenn alle Menschen, unabhängig von Herkunft, sozialem Status und Geschlecht, ein würdiges Leben führen können, dann ist die Welt gerecht. Gerechtigkeit, betont Michael Mertins, ist aber nichts, was ein einzelner hat, sondern ein gesellschaftliches Gut – ein Zielzustand, auf den man immer wieder hinarbeiten muss. Und zur Gerechtigkeit gehören immer das Recht, das für alle gilt, und die Güte und Barmherzigkeit, die alle zeigen sollten, wenn andere benachteiligt werden und nicht zu ihrem Recht kommen.

    Die evangelische Kirche hat seit den 1960er-Jahren viel getan, um Frauen zu mehr Rechten zu verhelfen. Luisa Arndt sieht noch Baustellen, betont aber auch, dass ein „großer Organismus“ wie die Kirche Veränderungen nur langsam umsetzen kann. Dass sich etwas tut, ist für sie Anlass zur Hoffnung: Wenn sich Kirche verändern kann, dann kann sich alles verändern. Am konkreten Fall zeigen sich die unterschiedlichen Zugänge bei der Bewertung der Jungfrauengeburt: War Maria mit der Empfängnis einverstanden oder handelte es sich um Missbrauch? Der biblische Fall führt zu einer angeregten Diskussion: darüber, ob Gott ein Geschlecht hat, was Consent bedeutet und ob Maria aufgrund des Machtgefälles überhaupt hätte „nein“ sagen können. Das Publikum steigt in die Debatte mit ein.

    Auf die Frage, ob sich das Streben nach Gerechtigkeit auch ins Gegenteil verkehren kann, sagen Mertins und Arndt, dass Weltbilder, die auf Gleichstellung und Gerechtigkeit zielen, nicht ungerecht sein können. Sehr wohl können aber einzelne über das Ziel hinausschießen und zu schnell über Gefühle und Meinungen anderen hinweggehen. Das Gespräch, und das zeigen die beiden Teilnehmer*innen an diesem Abend eindrücklich, sollte immer am Anfang stehen.

    Das Fazit des Abends: Das Streben nach mehr Gerechtigkeit ist ein Prozess; und Eigeninteressen stehen noch zu oft gerechten Lösungen im Weg. Diese Ansicht teilen auch die Referent*innen des zweiten Kneipengesprächs am 31. August. Die Juristin Eva Thiel und der Quartiersmanager der rechten Weserseite, Erik Hasse, beleuchten an diesem Abend die Frage „Was ist Gerechtigkeit?“ aus rechtlicher und sozialer Perspektive.

    „Ein gerechtes Quartier lebt in seiner Vielfalt und berechtigt Menschen je nach ihren Bedarfen“, sagt Erik Hasse. Das sei ein normatives Ziel oder eine Idealvorstellung, auf die man hinarbeiten müsse, und zwar wir alle gemeinsam. Das Quartiersmanagement unternimmt viel, um diesem Ziel näher zu kommen: Mit kostenlosen Angeboten, die Teilhabe und Mitsprache ermöglichen; mit niedrigschwelligen Beteiligungsformaten, mit der Förderung von Nachbarschaftshilfe und Engagement und mit dem Sichtbarmachen der besonderen Herausforderungen.

    Gesetze, führt Eva Thiel in ihrem Vortrag aus, können einen Rahmen für mehr Gerechtigkeit schaffen. Aber oft gäbe es auch Diskrepanzen zwischen Recht und Gerechtigkeit. Während das Recht feststünde und in geringem Maße Auslegung zulasse, sei der Begriff Gerechtigkeit undefiniert, und historisch und kulturell immer wieder unterschiedlich gedeutet worden. Das Recht könne den möglichen Interpretationen einen Rahmen setzen, z.B. würde der Artikel 3 des Grundgesetzes die Todesstrafe ausschließen. Innerhalb dieser Grenzen kann es aber verschiedene, auch widerstreitende Auffassungen geben, was gerecht ist. Daher sei es vielleicht besser, ein anderes Ziel zu definieren: das einer emanzipatorischen Gesellschaft, in der jede*r nach seinen Bedarfen leben kann.

    Eines der Themen, das von vielen als ungerecht wahrgenommen wird, ist das Wohnen. Günstiger Wohnraum ist knapp, und oft stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Zwar sei das Mietrecht sehr progressiv, aber die Erfahrung zeige, dass sich sehr viele Vermieter*innen nicht an die Gesetze halten. Hier werden Mietervereine tätig. Wenn Einzelne in diesem Bereich strukturell benachteiligt werden, müsse die Stadt und der Staat tätig werden, bestätigt auch Erik Hasse. In Minden wurde deswegen das Bündnis für Wohnen ins Leben gerufen. Das Handlungskonzept Wohnen gibt zudem einen wichtigen Rahmen vor. Eva Thiel weist darauf hin, dass in Berlin eine Expertenkommission zu dem Ergebnis gekommen ist, dass der Wohnungsmarkt vergesellschaftet werden muss, um das Thema Wohnen gerechter zu gestalten.

    In diese Debatten müssen und sollen auch Jugendliche mehr einbezogen werden. Der Diskurs, wie eine gerechte Stadt aussieht, sollte Thema in Schule und Vereinen sein. Im Quartier werden gerade Jugendliche in den Schulen befragt, um mehr über ihre Wertvorstellungen und Hintergründe zu erfahren. In anschließenden Workshops sollen gemeinsame Ideen für die Entwicklung des Quartiers erarbeitet werden. Dabei wird auch vermittelt, wie Mitbestimmung funktioniert. Ein Punkt, der auch Eva Thiel sehr wichtig ist: Denn Gesetze bilden immer nur den Status Quo ab. Wer möchte, dass die Gesetze besser werden, müsse sich organisieren, z.B. in Gewerkschaften, NGOs oder Parteien, und für mehr Gerechtigkeit kämpfen.

    Einmal abgesehen von Detailfragen kommen alle vier Referent*innen zu einem ähnlichen Ergebnis: Wir müssen eine gemeinsame Vorstellung von einer gerechten Stadt entwickeln, in der alle Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion oder sexueller Orientierung gut leben können. Diese Vorstellung ist ein Idealziel – und es ist an uns, zusammen darauf hinzuarbeiten.

    Die Stadtstrategie Minden 2032 gibt dafür schon viele konkrete Wege vor – alle Bürger*innen sind eingeladen, sich mit Ideen und Projekten einzubringen.

2022: SDG 14 und 15 - "Leben am Wasser"

Logo der Wandeltage 2022: Leben am Wasser

Die Stadtverwaltung Minden hat im Zeitraum vom 29. August bis zum 2. September 2022 bei den Wandeltagen mitgemacht. Im Fokus standen dabei zwei der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen: die Ziele Nummer 14 "Leben unter Wasser" und 15 "Leben an Land"- kurz "Leben am Wasser".  

Das war unser Programm 2022

29. August, 18:00 bis 20:30 Uhr, Kleines Theater am Weingarten: Podiumsdiskussion zum Thema Leben am Wasser in Kooperation mit der VHS 

30. August, 17 Uhr, Stadtbibliothek Minden: Workshop des BUND "Gegen Plastikmüll im Meer" 

30. August, 12:45 Uhr und 16:30 Uhr, Mindener Museum: Hochwasser in Minden – Jahrhundertfluten und andere Überschwemmungen (Museumsgespräch)

31. August: Themenstadtführung in Kooperation mit der Minden Marketing GmbH: Führung an den Schleusen um 15 Uhr und Führung Alter Friedhof - Botanischer Garten um 16:30 Uhr 

1. September, 12 Uhr, Weserpromenade/Bereich der Wehrschwelle der Bastau: Naturkundliche Station der Schüler*innen des Mindener Ratsgymnasiums

2. September, 14 Uhr: Spaziergang an der Bastau (Infos zur Renaturierung in Minden-Rodenbeck) 

2021: SDG 5 - "Geschlechtergleichheit"

Ein Schild mit dem Logo zum UN-Nachhaltigkeitsziel Geschlechtergleichheit 

2021 hat die Stadt Minden das SDG 5 "Geschlechtergleichheit" in den Fokus gestellt. Vom 27.08 bis zum 05.09.21 gab es Workshops, Vorträge und andere Mitmach-Formate, welche die Gleichheit der Geschlechter in den Mittelpunkt stellte. 

Nach fünf Tagen Programm rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit im Rahmen der Wandeltage 2021 ziehen die beiden Organisatorinnen Luisa Arndt, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Minden und Silke Williams, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, ein positives Fazit: Wir haben damit Menschen erreicht. Los ging es am Montag (30. August) mit dem Vortrag „Wer braucht Feminismus?“ von Jasmin Mittag. Einen Tag später gab es einen Austausch mit der Lokalpolitik, daran anschließend gab Eva Waldschütz von „Doctors for Choice“ einen Einblick in den Bereich Schwangerschaftsabbruch und geendet ist die Woche mit der Clit Night mit Louisa Lorenz.

„Besonders die Clit Night hat gezeigt, dass wir alle immer noch etwas dazulernen können und es bei der Sexualaufklärung noch Luft nach oben gibt,“ so Silke Williams. Dieser Online-Workshop machte deutlich, dass auch heute noch viele Mythen umhergeistern und einiges an Unwissen über die weibliche Genitalanatomie herrscht. Der Workshop will die vermeintlichen Wissenslücken in unserer Gesellschaft kritisch hinterfragen. Aus dem Grund wird gemeinsam das Basiswissen über die Anatomie erarbeitet und im Anschluss ein Blick in die Kulturgeschichte der Klitoris von der Antike bis heute geworfen.

Was können Lokalpolitiker*innen in Minden für die Geschlechtergerechtigkeit tun – das war die Frage, die während einer Diskussionsrunde erörtert wurde. Gemeinsam mit Luisa Arndt sprachen Jule Kegel (Die Linke), Frank Dunklau (Alternative für Deutschland), Claudia Herziger-Möhlmann (Bürgerbündnis Minden), Carlo Rodex (Wir für Minden), Emelie Segler (Bündnis 90/Die Grünen) und Sabine Hauptmeier (AG Frauen) darüber, was vor Ort auf politischer Ebene getan werden soll. Gemeinsamer Standpunkt war, dass Gleichstellung eine Gesellschaftsaufgabe ist. Mit Blick auf die Parlamente in Deutschland zeigt sich: nur rund 30 Prozent der Abgeordneten sind Frauen. 

Und wo kann die Lokalpolitik einhaken? Luisa Arndt hat dazu einen Tipp: Probleme, die nicht benannt werden, die werden auch nicht aufgegriffen. Erst wenn man Themen immer wieder anspricht, kann sich etwas bewegen. 

Das kann auch die Künstlerin, Aktivistin und Autorin Jasmin Mittag unterschreiben. Ihr interaktiver Vortrag „Wer braucht Feminismus?“ verdeutlichte: nicht alles was auf dem Papier steht, wird auch so in der Gesellschaft umgesetzt. Anhand von vier Themenkomplexen - Politik, Gesundheit, Bildung und Wirtschaft – zeigte sie dem Publikum, dass Frauen noch immer in allen Lebensbereichen benachteiligt werden. „Bis heute ist die Gender Pay Gap nicht geschlossen und Frauen mussten sich das Recht auf Bildung schwer erkämpfen. Feminismus ist eine soziale Bewegung. Das ist noch nicht in der Breite der Gesellschaft angekommen“, stellt die Aktivistin fest.

Eva Waldschütz, pensionierte Frauenärztin und Mitglied bei „Doctors for Choice“, lenkte den Blick auf das Thema Schwangerschaftsabbruch. Ausgangspunkt für ihr Engagement war ein Erlebnis in Guatemala. „Damals konnte ich der Frau nicht helfen, weil ich nicht wusste was zu tun ist. Das hat mich sehr berührt“, erklärt Waldschütz. Genau wie einige Kolleginnen und Kollegen wurde auch sie zweimal angezeigt, weil sie Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. Das ist laut §219a StGB noch immer verboten. Mit der Verurteilung von Kristina Hänel, die ihren Fall 2017 öffentlich gemacht hat, kam mehr Bewegung und Aufmerksamkeit in das Thema. 

Den Schwangerschaftsabbruch unter Strafe zu stellen, war eine politische Maßnahme. 1871 wurde Paragraf 218 vor dem Hintergrund des Mangels an Soldaten eingeführt. Es gab immer wieder politische Bewegungen, die daran etwas ändern wollen. „Aber man muss dafür zusammenarbeiten“, macht Waldschütz deutlich. Weiterhin stehen sich die unterschiedlichen Positionen unvereinbar gegenüber – das macht die Debatte in Deutschland um den §219a StGB zum sogenannten Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche deutlich. 


2020: SDG 1 bis 17 - SDG Rallye in Minden 

Am 25. September 2020 konnten Interessierte mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf Entdeckungstour gehen – in kleinen Gruppen, im engeren Familienkreis oder allein. An insgesamt 17 Stationen in Minden erfuhren Sie mehr über Nachhaltigkeit, darüber, wie fairer Handel den Hunger der Welt bekämpfen kann und wieso fair gehandelte Produkte besser für Klima und Umwelt sind. Mit der Stadtrallye beteiligte sich Minden an der Fairen Woche von Fair Trade, der größten Aktionswoche des fairen Handels und eröffnete gleichzeitig die Wandeltage. Bürgermeister Michael Jäcke war der Schirmherr der Wandeltage 2020 und 2018.  


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