Mindener Museum

Objekt im Fokus in den Monaten März und April


Die Rechenmaschine ist eine sogenannte Vierspeziesmaschine. Das bedeutet, dass mit ihr alle vier Grundrechenarten (+, -, x, ÷) gerechnet werden können. Bei älteren Maschinen musste man dagegen für die Berechnung von 3 x 4 noch 4 + 4 + 4 eintippen. Die neue Maschine verfügt über eine Volltastatur, bei der die Ziffern 1 bis 9 in 6 Tastenreihen angeordnet sind. Drückt man die Taste 1 in der Tausender-Spalte, erscheint automatisch der Wert 1000.00. Dadurch kann man schneller rechnen, was besonders bei größeren Abrechnungen praktisch war. Die Vierspeziesmaschine besteht aus Kunststoff und Metall. Außerdem besitzt sie einen beweglichen Schlitten, auf dem sich das Rechenergebnis ablesen lässt. Er erleichtert auch die Durchführung größerer Rechenaufgaben. Der Tischrechner steht auf einer grünen Filzunterlage. Diese könnte als Geräuschdämmung oder zum Schutz des Mobiliars genutzt worden sein. Spätere Modelle wurden mit einer gefederten Bodenplatte ausgestattet, damit der Tischrechner nicht so laut war.

Die Rechenmaschine ist eine elektrische Kleinrechenmaschine und gehört der Serie KE ib an. Aufgrund ihrer industriellen Fertigung war sie etwas preiswerter als andere Modelle. Rechenmaschinen wurden zunächst in der Wissenschaft und in der Buchhaltung größerer Unternehmen eingesetzt.

Produziert wurde diese Rechenmaschine ab 1936 im Werk der Firma Rheinmetall in Sömmerda (Thüringen). Dies lässt sich an der Plakette ablesen, die das Zugrad-Symbol der Borsig AG zeigt. Borsig war ab 1936 Teil von Rheinmetall. Rheinmetall ist bis heute als Waffenproduzent bekannt. In der Zwischenkriegszeit wurden im Werk in Sömmerda Büromaschinen anstelle von Waffen produziert.

Heinrich Becker (1900-1978) erwarb 1934 die Firma „Küche und Haus, Inhaber Siegfried Pfingst“ am Markt 3-5. Der jüdische Händler Siegfried Pfingst pachtete ab 1911 eine Porzellanhandlung im Markt 3. Nach dem Erwerb des Hauses 1921 erweiterte er es zu einem „Geschäft für Haushaltungsgegenstände und Luxuswaren“. Am 1. April 1933 begann ein Boykott jüdischer Geschäfte, darunter auch seines Geschäfts. Anfangs kauften jedoch noch viele Menschen weiter dort ein. Dieser Mut ließ im Zuge von Gleichschaltung und ersten Terrormaßnahmen immer weiter nach. Die genauen Umstände des Verkaufs 1934 bedürfen noch der Erforschung.

Heinrich Becker führte das Geschäft fort und vergrößerte seinen Laden wiederholt. Verkauft wurden vor allem Haushaltswaren, wie Porzellan und Geschirr. Auch eine Zweitgeschäftsstelle in Lahde kam in den 1950er Jahren noch hinzu. Wann er die Rechenmaschine erwarb und ob er sie für die Buchhaltung seiner Firma einsetzte, ist offen. Nach dem Tod von Heinrich Becker übernahm seine Tochter die Geschäftsräume. Das Geschäft blieb bis zur Schließung im Jahr 2009 über 75 Jahre im Familienbesitz der Beckers.

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