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Ferienspiele: Wenn der Schiedsrichter im gelben Pikachu-Kostüm pfeift


Otto Michelsohn-Sportzentrum an der Parkstraße: Von draußen ist nicht zu erahnen, was sich in dieser Halle drinnen an einem Tag in den Sommerferien abspielt. Rund 70 Mädchen und Jungen feuern aufgeregt und lautstark zwei Fußballteams an. Jeder erkämpfte Ball und jedes Tor wird bejubelt. Manche rufen „Anne, Anne“, andere „Scholl vor, noch ein Tor“. Die Kinder feuern die Ferienspiel-Mannschaften des Kinder- und Jugendkreativzentrums Anne Frank und des Jugendhauses Geschwister Scholl auf dem Feld an.

Ein greller Pfiff des Schiedsrichters im Pikachu-Kostüm – das gelbe Wesen zählt zu den Pokémons – ertönt. Spielunterbrechung. Ein Junge kickt mit offenen Schnürsenkeln. Das kann gefährlich werden. So müssen die weißen Sportschuhe erstmal von Schiedsrichter Achim Weber (Jugendhaus „Alte Schmiede“) zugebunden werden, bevor es weiter gehen kann. Wiederanpfiff und beide Teams stürzen sich erneut auf den Ball.

Das spannende Fußballturnier in der Halle ist an diesem Tag ein Angebot im Rahmen der verlässlichen Ferienspiele der Stadt Minden. Verlässlich deshalb, weil die Kinder im Alter von sechs- bis zwölf Jahren an zehn Tagen (montags bis freitags) in den Sommerferien von 10 Uhr bis 17 Uhr Programm haben. Die Frühbetreuung beginnt bereits um 7.30 Uhr. „490 Kinder sind in diesem Jahr von den Eltern oder Alleinerziehenden für die Ferienspiele angemeldet worden“, berichtet Daniela Thoring, Leiterin des Bereiches Jugendarbeit, Jugendschutz, in einem Gespräch am Rande des laufenden Turniers.

„Wir bieten bei den Ferienspielen jeden Tag ein vielfältiges Programm für die teilnehmenden Kinder an“, ergänzt Kristin Steinmeyer, Leiterin des Kinder- und Jugendkreativzentrums Anne Frank. Dabei können die Mädchen und Jungen, je nach Interesse jeden Tag neu entscheiden, was sie machen wollen, ergänzt Karsten Geier, im Jugendamt für die Jugendförderung zuständig. Das Angebot ist darauf ausgerichtet, dass die Kinder die Möglichkeit haben, „ihre Freizeit selbstbestimmt zu verbringen“. Es gebe deshalb auch immer viel Raum für Neigungen und Wünsche. So haben sich an diesem Tag circa 70 Mädchen und Jungen fürs Fußballturnier entschieden, die anderen 150 machen in den jeweiligen Jugendhäusern etwas anderes, wie Ausflüge zur Freilichtbühne, Action Painting, Karten spielen, Salzteig modellieren, Lagerfeuer mit Stockbrot oder auch Freispiel.

Die Stadt Minden möchte den Familien mit den Ferienspielen die Vereinbarung von Ferien und Beruf ermöglichen. „Eltern haben nun mal nicht zwölf Wochen im Jahr Urlaub“, weiß Thoring. Alleinerziehende seien hier besonders betroffen. „Es ist eigentlich nicht unser Auftrag, Betreuung sicherzustellen, aber wir sehen das als einen wichtigen Aspekt, um Familien zu entlasten und Kindern auch eine gute Erholungszeit in den Ferien zu bieten.“ Eine Frühbetreuung sei deswegen ebenfalls möglich und könne „dazu gebucht“ werden.

Wie auch in den Vorjahren werden die städtischen, hauptamtlichen Mitarbeiter*innen von ehrenamtlichen Kräften unterstützt. Insgesamt seien rund 90 Ehrenamtliche, viele davon aus dem Freizeitmitarbeiterclub (FMC) im Einsatz. Ausgebildet werden die jungen Betreuer*innen ebenfalls vom FMC in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Minden. Zu Beginn eines jeden Jahres gibt es einen Grundkurs für die Jugendleiter-Card (JuLeiCa), einen weiteren in den Herbstferien. Hier lernen die Jugendlichen rechtliche Grundlagen, Erste Hilfe, verschiedene Spiel- und Bastelangebote kennen, aber auch was es heißt, in einem der fünf Jugendhäuser ehrenamtlich zu arbeiten.   

„Ohne die Unterstützung von vielen Ehrenamtlichen wäre es gar nicht möglich die Ferienspiele in der Form anzubieten“, macht Jugendamtsleiter Eckhard Mohrmann deutlich. Nach den Einschränkungen in der Pandemie sei es schwieriger geworden, Ehrenamtliche für die Kinder- und Jugendarbeit zu begeistern. Er und auch Bereichsleiterin Thoring sind zuversichtlich, dass die Nachfrage bald wieder zunimmt. Momentan fehlten vor allem erfahrene Ehrenamtler*innen, die schon zwei bis drei Jahre dabei sind, erklärt er. „Es gab einen Corona-Bruch.“

„In diesem Sommer haben wir auf die dreitägigen Übernachtungsfahrten, die sonst immer zu den verlässlichen Ferienspielen dazu gehörten, verzichtet“, berichtet Bereichsleiterin Daniela Thoring. Viele Kinder seien nach der Corona-Pandemie, wo sehr viele Angebote ausfielen, noch nie von zu Hause weg gewesen. Eltern seien insgesamt auch „ängstlicher und besorgter“ um das Wohl ihrer Kinder. Auch stellten diese Fahrten wegen der 24-Stunden-Betreuung für die Betreuer*innen insgesamt eine große Belastung dar.

Die ersten Ferienspiele, die in den städtischen Jugendhäusern – mit Ausnahme der Juxbude, die aufgrund des geringen Platzangebotes schon seit Jahren in die Räume der KTG ausweicht -, je zwei Wochen laufen, waren am 19. Juli beendet. Das verlässliche Angebot gibt es wieder in den letzten beiden Sommerferienwochen vom 5. bis 16. August. Dazwischen findet noch die Zirkuswoche im Kinder- und Jugendkreativzentrum Anne Frank und aktuell seit dem 22. Juli auch eine Filmwoche („Filmegucken/Filmemachen“) für Jugendliche ab 14 Jahre ebenfalls im „Anne Frank“ - in Kooperation mit der Stadtbibliothek, gefördert durch das Kultursekretariat Gütersloh - statt.

Außerdem gibt es in den Sommerferien von der städtischen Jugendarbeit organisierte Ausflüge nach Köln, Bielefeld und Hannover sowie zum Spaßbad nach Herford, weitere Workshops, gemeinsame Mittagsessen, Ferienspiele im Weingarten und vieles mehr. Zum Programm gehören auch zwei je zehntägige Jugendfreizeiten auf der niederländischen Insel Ameland und eine Ferienfreizeit in Spanien - in Kooperation mit dem Verein Jugendfreizeiten Minden, dem Nachfolger des früheren Jugendringes.

Darüber hinaus bieten das Mindener Museum, die Stadtbibliothek und auch das LWL-Preußenmuseum in den Ferien Kreatives zum Mitmachen und außerschulische Bildung für Kinder und Jugendliche an. Weiterhin gibt es eine Ferienspielwoche der Kanusportgemeinschaft (KSG) und ein mehrtägiges Angebot des Letelner Tennisclubs. Das Fachwerk Minden spricht vor allem Jugendliche mit täglich wechselnden Angeboten an. Weitere Ferienangebote sind auf der Internetseite https://unser-ferienprogramm.de/minden gelistet und können dort auch online gebucht werden. Für einzelne, kleine Angebote sind noch freie Plätze vorhanden.

Mehr Informationen zu den Ferienspielen
Seit Jahrzehnten gibt es die verlässlichen Ferienspiele in Minden. In jedem Jugendhaus gibt es dieselben Standards, aber unterschiedliche Angebote. „Das ist der Kreativität der Betreuenden überlassen“, so Kristin Steinmeyer. Die Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren werden stets von gut ausgebildeten Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen betreut. „Das ist für viele Eltern wichtig zu wissen“, hebt Karsten Geier hervor.

Für die Anmeldung zu den Ferienspielen hat die Stadt Minden bereits 2019 einen neuen Weg eingeschlagen. Zum ersten Mal vor fünf Jahren konnten die Familien auf der Online-Plattform www.unser-ferienprogramm.de/minden die Angebote einsehen und die Kinder direkt anmelden. Auch die Angebote von Vereinen, Verbänden und anderen Institutionen sind auf der Seite zu finden. Diese reichen von längeren verlässlichen Betreuungsangeboten bis hin zu kleineren Halbtags-Aktionen. Viele Filterfunktionen machten es leicht, genau das Passende für jedes Kind zu finden. „Ein großer Vorteil dieses Systems ist es, dass das teilweise lange Warten am Anmeldetag komplett weggefallen ist“, so Thoring. Und: Die Ferienspiel-Angebote können bereits ab Dezember, wenn viele Eltern bereits ihren Sommerurlaub planen, online gebucht werden.

Der Teilnahmebetrag für die verlässlichen Ferienspiele liegt bei einem Kind bei 80 Euro, ermäßigt sowie für das zweite Kind sind es 50 Euro und das dritte Kind einer Familie kann kostenlos teilnehmen! Die Stadt Minden trägt pro Platz einen Kostenanteil von mindestens 125 (oder von 125 bis 205 Euro je nach Teilnahmebetrag). „Das ist richtig gut investiertes Geld. Nur so ist es möglich, dass viele Kinder eine tolle und sinnvolle Zeit verbringen können“, unterstreicht Jugendamtsleiter Eckhard Mohrmann abschließend.

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