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Jäcke: „Wir können uns glücklich schätzen, in Frieden und Freiheit zu leben“


Zwei Mal langanhaltenden Applaus gab es, als Bürgermeister Michael Jäcke am vergangenen Freitagabend (10. Januar) im Großen Rathaussaal beim Neujahrsempfang, die Preisträger*in 2024 für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement der Stadt Minden bekanntgab: Als Einzelperson wurde Christiane Böke ausgezeichnet, die sich seit knapp 35 Jahren im Verein „Wildwasser e.V.“ engagiert. In der Kategorie „Gruppe“ erhielt der „Förderverein Fritz-Homann-Bad e.V.“ den Preis 2024. Dieser betreibt seit 2003 komplett ehrenamtlich das von der Schließung bedrohte städtische Bad in Stemmer. Die Stadt Minden vergibt die Auszeichnung seit dem Jahr 2001. Die Preise sind mit jeweils 500 Euro dotiert.

Für den Preis 2024 waren ungewöhnlich viele Vorschläge eingegangen: insgesamt 38. Das zeige, so Jäcke vor rund 300 Gästen, „dass die städtische Auszeichnung, die seit 23 Jahren vergeben wird, nichts an Attraktivität eingebüßt hat“. Der Bürgermeister würdigte in seiner Laudatio das insgesamt vielfältige, ehrenamtliche Engagement in Minden, welches allen Einwohner*innen „einen Mehrwert“ verschaffe. „Sie, die Sie sich ehrenamtlich oder freiwillig engagieren, sind eine ganz wichtige Stütze unserer Stadtgesellschaft. Sie opfern Zeit und Freizeit, um zu helfen, andere Menschen zu unterstützen, anzuleiten oder auch für eine Sache zu begeistern“, sagte Jäcke an das Publikum gerichtet. 

Als Erste kam Christiane Böke auf die Bühne. Die Geehrte ist seit 20 Jahren Vorsitzende des 1989 gegründeten Vereins „Wildwasser“. Vorgeschlagen wurde sie von den Eheleuten Annette und Waldemar Ziebeker. Böke trat dem Verein 1990 bei, der betroffene Mädchen und Frauen berät, breitgefächert informiert, das Thema an die Öffentlichkeit bringt und auch präventiv tätig ist. „Wildwasser e.V.“ lädt regelmäßig zu Fachvorträgen ein. Auch mit Ausstellungen wird auf das Thema von sexualisierter Gewalt und ihre vielen Gesichter aufmerksam gemacht. Ehrenamtliche und Hauptamtliche beschäftigen sich in regelmäßigen Klausurtagungen mit gesellschaftlichen Entwicklungen - wie auch mit Übergriffen im digitalen Netz. Der Verein arbeitet eng mit der Justiz zusammen.

„Sich knapp 35 Jahre mit immer neuen, Fällen und teilweise schrecklichen Vergehen auseinander zu setzen, die immer noch oft unsichtbar geschehen, verdient allerhöchste Anerkennung“, lobte Michael Jäcke die Preisträgerin und bedauerte im gleichen Zuge, dass diese Taten – trotz erhöhter Aufmerksamkeit, Sensibilisierung und mehr Öffentlichkeit - immer noch ein sehr realer Teil der Gesellschaft seien. „Gut so daher, dass betroffene Mädchen und Frauen in Minden seit 35 eine Anlaufstelle haben, hier Beratung und Unterstützung finden. Gut so, dass es Mindener*innen gibt, die sich unermüdlich und mit großem Engagement dem Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor sexuellem Missbrauch widmen.“

Die Aktiven bei „Wildwasser“ seien allesamt „stille Heldinnen und Helden“, die oft im Hintergrund agierten. Mit ihrem Einsatz gäben sie Betroffenen Hoffnung. Christiane Böke und auch alle Mitstreiter*innen würden in ihre ehrenamtliche Tätigkeit nicht nur ganz viel Herzblut, sondern auch jede Menge Fachkompetenz einbringen, lobte Jäcke weiter. Die Preisträgerin und ihre Mitstreiter*innen kämpften aber auch gegen ein komplexes und oft verdrängtes Problem. Sie böten Schutzräume, sie vermitteln und sie stünden den Betroffenen bei. Sie seien da, um aufzuklären, um Taten zu verhindern und - wenn es notwendig ist - und auch den Weg zur Heilung zu begleiten.

Nicht hoch genug zu bewerten sei auch das Engagement der Ehrenamtlichen im „Förderverein Fritz-Homann-Bad“, begann Jäcke den zweiten Teil der Preisvergabe. Er freue sich sehr, dass die Jury sich für diese Gruppe als Preisträgerin 2024 entschieden habe. Der Vorschlag kam von Elisabeth Rothe. Das Bad in Minden-Stemmer könne auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. 1965 eröffnet und städtisch betrieben, war es 1992 erstmals von einer Schließung bedroht. Der im selben Jahr gegründete Verein unterstützte den Betrieb fortan mit Beiträgen und Spenden für Investitionen und die Unterhaltung sowie mit der Übernahme von Kassendiensten und Pflegearbeiten, blickte Jäcke zurück.

2003 drohte erneut die Schließung – wegen leerer Kassen. Der Förderverein übernahm daraufhin den Betrieb komplett. Und 2014 wollte er sich wegen fehlender Mittel für eine notwendige Sanierung der Filteranlage selbst auflösen und das Bad schließen. Dann ging zur Jahreshauptversammlung die Nachricht ein, dass die Willy-Richter-Stiftung“ den Verein für zunächst drei Jahre mit je 10.000 Euro unterstützt. Die Auflösung wurde vertagt. „Totgesagte leben länger. Und man kann sagen, dass knapp 33 Jahre nach der Gründung der Verein quicklebendig ist und es immer noch viele Mitglieder gibt, die sich im Bad und für das Bad engagieren oder es finanziell unterstützen“, lobte Jäcke.

Ein riesiges Dankeschön erhielten alle Aktiven und auch Ehemalige. Ein großer Dank ging auch an den Vorstand, der das Dach des Vereins bilde und dem es immer wieder gelinge, Spenden für notwendige Anschaffungen zu akquirieren und „tolle Veranstaltungen auf die Beine zu stellen“. Jedes Jahr – mit Ausnahme der Zeit der Corona-Pandemie – gebe es ein Schwimmbadfest und gutbesuchte Grillabende im Fritz-Homann-Bad. Es werden Aqua-Jogging-Kurse angeboten, es gebe Kinderschwimmkurse und Ferienspiele. Der Verein präsentiere sich beim Kartoffelmarkt in Stemmer und beteilige sich regelmäßig an der Adventsaktion „Weihnachtsfenster“ – veranstaltet von Ortsbürgermeister Udo Braun-Niermann.

Beide Preisträger erhielten unter dem Applaus der mehr als 300 Gäste eine Urkunde und einen Blumenstrauß. Das Preisgeld kam per Banküberweisung aufs Konto.

Rückblick auf das Jahr 2024 und Vorschau auf 2025
Im Rahmen des Neujahrsempfangs blickte Bürgermeister Jäcke in seiner Begrüßung am Anfang schlaglichtartig auf das Jahr 2024 in Minden zurück und gab einen Ausblick auf das, was 2025 ansteht. Unter anderem seien – neben vielen Projekten, die geplant und umgesetzt werden - in diesem Jahr drei Wahlen zu stemmen: die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar, die Kommunalwahl in NRW am 14. September und eine mögliche Stichwahl für das Bürgermeister*innen-Amt am 28. September. Das sei jedes Mal „ein Kraftakt“ für die Verwaltung, weil unter anderem mit vielen Briefwähler*innen gerechnet werde und für jede Wahl 600 freiwillige Helfer*innen engagiert werden müssten, so Jäcke.

„Wir wohnen in einer schönen und lebenswerten Stadt mit einer tollen landschaftlichen Umgebung, die uns sehr viele Möglichkeiten bietet. Wir können uns glücklich schätzen, in Frieden und Freiheit zu leben. Das sollten wir uns immer wieder bewusst machen“, stellte Michael Jäcke in seiner Begrüßung heraus. Er wünschte sich - vor dem Hintergrund der wieder hochgekochten Diskussion über Remigration und Abschiebungen - für die Stadt vor allem, dass „wir weiter ein Ort der Vielfalt bleiben, in dem ganz viele Kulturen friedlich zusammen leben. Und dass wir stets respektvoll miteinander umgehen, niemanden ausgrenzen und jedem Menschen ohne Vorurteile offen gegenübertreten.“ 

Alle Menschen in Minden und überall in der Bundesrepublik Deutschland sollten dankbar sein, in einer Demokratie leben zu können, „die uns individuelle Freiheit gibt“ – dazu gehörten auch die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit und das Recht auf Privatsphäre, so Jäcke weiter. Die Grundrechte, die am 23. Mai 2024 75 Jahre alt geworden sind, stellten sicher, dass alle Menschen gleichbehandelt werden und niemand diskriminiert werden darf. Sie stünden für Rechtsstaatlichkeit, demokratische Teilhabe, sie garantieren soziale Sicherheit und ein friedliches Zusammenleben. „Ein echter Schatz, der behütet und beschützt werden sollte!“ 

Nicht alles, was sich eine Stadt zu Beginn eines Jahres vornehme, könne immer zügig umgesetzt werden, räumte Jäcke ein und weiter: „Aber gerade weil wir in einer Demokratie leben, gibt es nun mal Gesetze, Regeln, festgelegte Verfahren, Anordnungen und Vorschriften, die einzuhalten sind“, so der Bürgermeister abschließend. Für Michael Jäcke war es der letzte Neujahrsempfang als Gastgeber und Bürgermeister. Im September wird nach zehn Jahren Amtszeit die Nachfolgerin/der Nachfolger gewählt. Jäcke stellte sich mit 63 Jahren nicht wieder zur Wahl.

Unter den mehr als 300 Anwesenden waren auch viele interessierte Bürger, die vor und nach dem offiziellen Teil nicht nur mit Mitgliedern des Rates, sondern auch mit Vertretern aus Wirtschaft und Kultur, Verbänden, Behörden, Kirchen sowie sozialen Einrichtungen und Fachleuten der Verwaltung ins Gespräch kamen. Im Vorfeld des Empfangs und der Preisverleihung am 12. Januar fand ab 18 Uhr im Dom ein für alle offener ökumenischer Gottesdienst statt, der erneut gut besucht war.

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