„Wasser läuft“ – hieß es gestern an der neuen Trinkwasser-Säule an der Ecke Markt/Lindenstraße. Der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian, und Michael Krohn (Planung, Dokumentation und Netzservices) von der Mindener Stadtwerke GmbH zapften sich gestern, Montag, ein erstes Glas Wasser aus dem öffentlichen Edelstahl-Brunnen. „Schmeckt gut, schön frisch“, stellte Bursian fest. Mit bei dem Termin dabei waren auch Jan Kempa und Kevin Alm, ebenfalls von den Mindener Stadtwerken, die die beiden neuen Anlagen nahe des ZOB (Zentraler Omnibusbahnhof) und am Scharn am Mittag des 16. September noch mit dem „letzten Feinschliff“ versahen.
„Die Säulen erfüllen die hohen Anforderungen an öffentliche Brunnen für eine sichere, saubere Trinkwasserentnahme“, streicht Beigeordneter Bursian beim Ortstermin heraus. „Die Wasserentnahme erfolgt kontaktfrei und damit hygienisch“, ergänzt Michael Krohn. Wird eine Trinkflasche, ein Glas oder nur die Hände unter den Hahn gehalten, reagiert der Sensor auf die Bewegung und es fließen in einem Rutsch rund 250 Milliliter frisches Trinkwasser aus der Säule. Diese verfügt – wichtig an heißen Tagen - zudem über einen Sonnenschutz und ist barrierefrei erreichbar.
Die Stadt Minden ist die Auftraggeberin für die beiden neuen Brunnen. Der Vorschlag, im Hinblick auf den Klimawandel weitere Trinkwasserzapfstellen in der Innenstadt zu installieren, geht auf die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zurück, die einen entsprechenden Antrag im Rahmen der Haushaltsberatungen für das Jahr 2023 gestellt hatte. 2024 beschloss der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Verkehr (KUV) als Klimaanpassungsmaßnahme die Errichtung von zunächst zwei Säulen. Die dafür notwendigen Mittel – berechnet sind knapp 20.000 Euro für beide Brunnen an Beschaffungskosten plus jährlich rund 2.500 Euro an Unterhaltung und Trinkwassergebühren - sind im Haushalt 2024 der Stadt bereitgestellt. Zwei weitere Brunnen sollen noch folgen – davon einer an der neu zu gestaltenden Weserpromenade.
Die Mindener Stadtwerke haben die Säulen – nach dem Freischießen - Ende August/Anfang September errichtet. Für die Installation waren umfangreichere Erdarbeiten notwendig, die den Parademarsch durch die Innenstadt behindert hätten. Das städtische Tochterunternehmen ist auch für die Wartung und Überwachung sowie für die regelmäßige Beprobung des Wassers aus den beiden Säulen verantwortlich. Stadt und Stadtwerke legen großen Wert darauf, dass das Wasser, welches nicht in Behältnisse kommt und überläuft, nicht in die Kanalisation fließt, sondern wieder dem Grundwasser – über den Umweg einiger Bäume, die davon profitieren - zugeführt wird.
Bevor das Trinkwasser aus den beiden öffentlichen Brunnen fließen konnte, wurde es mehrfach beprobt. „Das Trinkwasser in der Bundesrepublik Deutschland ist das bestkontrollierte Lebensmittel überhaupt“, unterstreichen die Mindener Stadtwerke. Und es ist – auch zu Hause aus dem Hahn gezapft – im Vergleich zu gekauften Mineralwasser sehr kostengünstig. Leitungswasser kostet in Minden nur 0,155 Cent pro Liter. Das macht bei 1,5 Litern am Tag nur rund 0,85 Euro pro Jahr - also knapp 100 Euro weniger als das günstigste Mineralwasser (27 Cent pro 1,5 Liter).
In der Mindener Innenstadt gab es bereits seit 2013 eine Trinkwasser-Zapfsäule am Scharn, „die aber nicht mehr den aktuellen Anforderungen im Hinblick auf Sonnenschutz und elektronische Spülung entsprach und nun daher ersetzt wurde“, so Bursian. Die neue Säule am Scharn ist leicht versetzt zur alten errichtet worden und hat nun einen schattigeren Platz, was an den heißen Tagen, die es im Jahresmittel immer mehr gibt, ein wichtiger Aspekt ist.
Ausgewählt wurde vom Fachausschuss im Mai 2024 ein Modell des Unternehmens Beulco. Dieses hat ein Überschild zum Schutz, eine Aufschrift in Braille-Schrift, einen Auslauf mit Berührungsschutz, eingebaute und isolierte Flexschläuche sowie eine Serviceklappe. Das ausgesuchte Modell wird automatisch gespült. Zur weiteren Hygiene trägt auch bei, dass bei der Wasserentnahme die Nutzerin/der Nutzer nicht mit dem Bereich, aus dem das Wasser fließt, in Berührung kommt.
Die Mindener Stadtwerke GmbH hat die Beschaffung sämtlicher Materialien übernommen und für den Aufbau gesorgt. Mit der Inbetriebnahme am 16. September sind die Brunnen in den Besitz der Stadt Minden übergegangen. Die Mindener Wasser GmbH liefert auch das Trinkwasser. Bislang lag die komplette Pflege und Unterhaltung aller Brunnen – auch die des Trinkwasserbrunnens am Scharn - im Bereich der Gebäudewirtschaft. Mit der Installation der beiden neuen Trinkwasser-Anlagen ist ein Vertrag mit den Mindener Stadtwerken geschlossen worden.
Die beiden neuen Trinkwassersäulen sollen – wenn das Wetter es zulässt – bis Ende Oktober in Betrieb sein. Vor dem nahenden Winter werden sie abgebaut und Ende April/Anfang Mai wieder aufgestellt. „Die Standorte sind so gewählt worden, dass möglichst viele Menschen das Trinkwasserangebot nutzen können“, erläutert Michaela Baer, Fachbereichsbüro Städtebau. Die Standorte sind im Vorfeld sowohl mit Städtischen Betrieben Minden (SBM) als auch mit der Feuerwehr abgestimmt worden.
Hintergrund-Informationen
In den vergangenen Jahren sind die durchschnittlichen über das Jahr gemessenen Außentemperaturen angestiegen. Besonders in den Sommermonaten ist der Anstieg merkbar geworden. Nicht nur die Menschen leiden unter der Hitze, auch das Gesundheitssystem wird dadurch mehr belastet. Um hier entgegenzuwirken, sollen nach dem Willen der Bundesregierung so viele öffentliche Zugänge zu sauberem Trinkwasser errichtet werden, wie möglich.
Der beschlossene Gesetzesentwurf der Bundesregierung sieht vor, dass künftig zur öffentlichen Wasserversorgung - als einer Aufgabe der Daseinsvorsorge - auch die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten gehört. Dazu dient die Errichtung von Trinkwasserbrunnen, welche an öffentlich zugänglichen Stellen in Städten und Gemeinden aufgestellt werden sollen. Doch nicht nur die Folgen der zunehmenden Klimaerwärmung sollen mit der Errichtung von Außentrinkwasserbrunnen eingedämmt werden, auch die Erreichung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDG) der Vereinten Nationen (UN), zu denen sich Deutschland bis 2030 verpflichtet hat, soll somit schneller erfolgen.
Die 2015 von den UN verabschiedeten SDGs sind nicht nur für die nationale und die regionale, sondern auch für die lokale Ebene relevant. Der Deutsche Städtetag ruft Kommunen zur Resolution Agenda 2030 auf. Mit einer Resolution können Städte und Kommunen ihre Bereitschaft signalisieren, sich für das Thema Nachhaltigkeit zu engagieren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. In diesem Zuge hat die Stadtverordnetenversammlung am 30. März 2023 die Resolution „Agenda 2030“ verabschiedet.