Riesig war die Freude bei den Preisträgern und langanhaltend der Applaus der rund 250 Gäste im Großen Rathaussaal: Im Rahmen des Neujahrsempfangs 2024 wurden Rüdiger Höcker vom Bündnis „Seebrücke Minden“ als Einzelperson sowie die Lesepatinnen- und -paten des Kinderschutzbundes Minden-Bad Oeynhausen als Gruppe mit dem Preis für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement der Stadt Minden 2023 ausgezeichnet. Bürgermeister Michael Jäcke würdigte in seiner Laudatio das vielfältige, ehrenamtliche Engagement in Minden insgesamt, welches „in der heutigen Zeit ganz wesentliche Beiträge für ein funktionierendes Miteinander leistet und was unbezahlbar wertvoll ist“.
13 Vorschläge waren für den Preis des Jahres 2023 eingegangen. Diese konnten vom 24. September bis zum 31. Oktober 2023 eingereicht werden. „Bei diesen vielen guten Vorschlägen ist es der Jury nicht leichtgefallen, die Preisträger*innen auszuwählen“, so Jäcke in seiner Rede. Diese Auszeichnung erhalten seit dem Jahr 2001 einzelne Personen, Vereinigungen oder Einrichtungen in Minden, die sich durch besondere ehrenamtliche und freiwillige Leistungen hervorgetan haben. In jeder Kategorie gibt es 500 Euro Preisgeld.
Zunächst kam Rüdiger Höcker auf die Bühne. Der Geehrte koordiniert und konzipiert seit Jahren die Mindener Sektion des bundesweit agierenden Bündnisses „Seebrücke“. „Wir alle kennen die Bilder von toten Menschen an europäischen Stränden, von gesunkenen Booten und die traurigen Zahlen der jährlich im Mittelmeer und Atlantik ertrunkenen Geflüchteten“, führte Jäcke das alljährliche Drama vor Augen.
Der ausgezeichnete Rüdiger Höcker setzt sich – wie ganz viele andere im zivilgesellschaftlichen Mindener Bündnis - für Städte als „sichere Häfen“ sowie die Integration und die Rettung Geflüchteter ein. „Wir in Minden stehen hinter dieser sehr wertvollen Arbeit“, hob der Bürgermeister hervor und berichtete, dass die Stadt selbst seit 2020 Mitglied im Bündnis ist. Den Vorschlag hatte der Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende der SPD im Rat, Peter Kock, eingereicht. Rüdiger Höcker sei „Ansprechpartner und gedanklicher Kopf des Bündnisses in Minden“, so Kock in seinem Vorschlag.
Es war Höcker ein Herzensanliegen, dass auch die Mitglieder der Steuerungsgruppe genannt werden sollen. So gruppierten sich Anna Gasiewski, Christiane Haselau, Mayyam Wafaee, Arnd Driftmann, Jörg Kaske, Ulrich Stadtmann und Stefan Straube-Neumann um ihn auf der Bühne. In der Gruppe treffen ganz unterschiedliche Gaben aufeinander und die Unterstützer*innen kommen aus einem Netzwerk unterschiedlicher Akteure. In seiner Dankesrede sprach Höcker die internationalen Menschenrechte an, die er auch in der EU „in Gefahr sehe“. Er lobte die Jury mit den Worten: „Es ist mutig, in diesen Zeiten einen Menschenrechtsaktivisten auszuzeichnen.“
Den Gruppenpreis nahm Tanja Sperzel stellvertretend für die rund 100 Lesepatinnen und –paten des Kinderschutzbundes Minden-Bad Oeynhausen entgegen. Das Projekt „Lesen und Lernen im Mühlenkreis“ gibt es bereits seit 2008. Es hat zum Ziel, Kindern die Freude an Büchern zu vermitteln, die Lesekompetenz zu fördern und sie dabei zu unterstützen. Die Lesepatinnen und -paten sind an mehr als 30 Institutionen im Kreis Minden-Lübbecke aktiv im Einsatz. Der Vorschlag kam von der Leiterin der Grundschule „Eine Welt Schule“, Dorit Kock-Engelking. „Die Schulen profitieren stark von den ehrenamtlichen Lesepaten“, schrieb sie in ihrem Vorschlag. Das Team gewährleiste diese Arbeit seit vielen Jahren verbindlich und zuverlässig.
Michael Jäcke betonte in seiner Laudatio die Wichtigkeit des Lebens im Smartphone-Zeitalter. „Die Patinnen und Paten unterstützen nicht nur beim Lesen, sondern sie schenken den Kindern auch Zeit und Aufmerksamkeit“, so Jäcke. Dies sei ein nicht zu unterschätzender Faktor. „Ihre Arbeit ist unverzichtbar und wichtig“, sagte der Bürgermeister an die Preisträger*innen gerichtet und bezeichnete die hier tätigen Ehrenamtlichen als „echte Bereicherung“.
Tanja Sperzel bedankte sich herzlich für den Preis – stellvertretend für alle, die in dem Projekt mitwirken. In ihrer Rede dankte sie den vielen Ehrenamtlichen, die sich an den Kitas und Grundschulen der Region engagieren und „so wichtige Arbeit leisten“ würden. Auch Sperzel und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter bekamen großen Beifall der zahlreich erschienenen Gäste im Rathaussaal. Für ein anschließendes gemeinsames Foto kamen dann alle anwesenden Lesepatinnen und –paten zusammen auf die Bühne.
Die Verleihung des Ehrenamtspreises kehrte nach drei Jahren coronabedingter Pause auf die große Bühne zurück. In den Jahren 2021 und 2022 konnten die Preise wegen der Corona-Pandemie nur in einem ganz kleinen Kreis verliehen werden. 2023 wurden die Geehrten im Rahmen einer Ratssitzung ausgezeichnet.
Rückblick auf das Jahr 2023 und Vorschau auf 2024
Im Rahmen des Neujahrsempfangs blickte Bürgermeister Jäcke auch auf das Jahr 2023 zurück und gab einen Ausblick auf das, was 2024 kommen soll. Dabei kam er auch auf das jüngst publik gewordene Treffen von Rechtsextremen bei Potsdam zu sprechen. Das Wort „Remigration“ sei für ihn bereits jetzt das Unwort des noch jungen Jahres. Auch rief der Bürgermeister dazu auf, sich mutig gegen „alle und alles zu stellen, was unsere Demokratie angreift“. Und weiter: „Wir müssen uns gegen Kritik und falschen Behauptungen von Rechtsradikalen und Querdenkern wehren. Nicht ducken und lauter werden, wenn Politiker*innen angegriffen werden, wenn es Unterstellungen und Hass gibt.“
Der andauernde Krisenmodus, in dem Bund, Land und Kommunen stehen war ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede zum Neujahrsempfang. Bundesweite Krisen seien immer und vor allem auch kommunale Krisen mit großen Herausforderungen für Mitarbeitende und die Stadtgesellschaft. „Wir lernen aus den Krisen und stellen uns für kommende gut auf. Aktuell zum Beispiel beschäftigen wir uns mit einem neuen Hochwasserschutz-Konzept“, kündigte der Bürgermeister an.
Unter den rund 250 Anwesenden waren auch viele interessierte Bürger, die vor und nach dem offiziellen Teil nicht nur mit Mitgliedern des Rates, sondern auch mit Vertretern aus Wirtschaft und Kultur, Verbänden, Behörden, Kirchen sowie sozialen Einrichtungen und Fachleuten der Verwaltung ins Gespräch kamen. Im Vorfeld des Empfangs und der Preisverleihung am 12. Januar fand ab 18 Uhr in der St. Martinikirche ein für alle offener ökumenischer Gottesdienst statt, der gut besucht war.