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Drei große Süntelbuchen im Glacis gepflanzt


Anwohner*innen und Spaziergänger*innen konnten am vergangenen Dienstag und Mittwoch rege Aktivtäten im Mindener Fischerglacis beobachten. Mitarbeiter des Bereiches Grünflächen der Städtischen Betriebe Minden (SBM) haben an verschiedenen Orten drei seltene Süntelbuchen gepflanzt. Die Bäume sind jeweils vier bis fünf Meter hoch und wiegen mit Ballen je um die 2,5 Tonnen. Da waren zum Einpflanzen mehrere Spezialisten und schweres Gerät erforderlich: Drei städtische Gärtner, ein Radlader und ein Bagger sind im Einsatz gewesen. Diese Maßnahme gehört zur Aufwertung und Umgestaltung des Glacis‘.

Der Waldpark rund um die Innenstadt wird in den kommenden Jahren „fit für die Zukunft“ gemacht. Für die ersten beiden Bauabschnitte gibt es bereits sechsstellige Förderbescheide. Die Mittel kommen aus dem Städtebauförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, welches durch den Bund mitfinanziert wird. Basis für eine mögliche Förderung ist das städtebauliche „Pflege- und Entwicklungskonzept für das Glacis“, welches der Rat der Stadt Minden im September 2020 einstimmig beschlossen hat. Dem voraus ging ein längerer Planungsprozess, in den auch die Bürgerschaft eng einbezogen war.

„Wir haben schon länger Ausschau nach diesen besonderen Buchen gehalten, die als klimarobust gelten. Bei einem Großhändler in Hamburg sind wir dann fündig geworden“, berichtet Bauleiter René Kreß aus dem Bereich Grünflächen und Bestattungswesen der SBM. Denis Rinne, bei den SBM zuständiger Leiter des Grünflächenbereichs, betont: „Wir sind stolz, dass wir diese relativ seltenen Bäume für unser Glacis bekommen konnten. Wenn sie etwas größer gewachsen sind, werden sie durch ihre spezielle Wuchsform auffallen. Damit haben wir wirklich etwas Spezielles gepflanzt.“

Eine Buche steht zum Beispiel an der Steigung hoch zur Marienstraße, eine andere an der Wegekreuzung vor der Goebenstraße. Und nicht nur die Bäume an sich, sondern auch die Pflanzaktion war außergewöhnlich: Zunächst wurde ein sehr großes Loch (zwei Meter breit, 1,5 Meter tief) mit einem Bagger gegraben, dann der große Baum eingesetzt, der vermutlich um die 15 Jahre alt ist, schätzt René Kreß.

Halt bekommen die neugepflanzten Bäume nicht durch außen stehende Pfähle, wie es sonst bei Neupflanzungen zu sehen ist, sondern durch eine unterirdische „Unterflurverankerung“. Dabei werden Haltegurte bis zwei Meter tief in die Erde getrieben und anschließend um den Ballen herum verspannt. „So steht auch ein neu gepflanzter großer Baum sicher, bis er angewachsen ist“, erläutert Bauleiter Kreß. Später wurde das Loch mit dem verankerten Baum noch mit Erde und einem speziellen Substrat, welches bei dem Anwachsen hilft, verfüllt.

Süntelbuchen sind eine seltene Varietät der Rotbuchen und beeindrucken durch ihre verdrehten, verkrüppelten, miteinander verwachsenen Äste und der recht kurzen, drehwüchsigen Stämme. Dabei wachsen die Bäume mehr in die Breite als in die Höhe und erreichen nur selten eine Höhe von 15 bis 20 Metern. Früher bezeichnete man sie auch als Hexenholz oder Teufels-Buche, weil man die Bäume als verwunschen oder vom Teufel verdorben ansah. Selten sind sie auch, weil Waldbesitzer keine Freunde der Süntelbuchen waren. Wegen seines Zickzack-Wuchses ließ es sich nicht einmal als Brennholz stapeln. Die Wuchsform wird durch eine Mutation verursacht, wobei die Ursache noch ungeklärt ist.

In Bad Nenndorf gibt es eine bekannte Süntelbuchenallee. Zwischen 1902 und 1910 pflanzte der Bad Nenndorfer Gartenbaumeister Carl Thon diese Allee im Kurpark von Bad Nenndorf. Der heutige Bestand beläuft sich auf über hundert alte Bäume mit einem Alter von über 100 Jahren, 30 Nachpflanzungen im Alter zwischen 15 bis 25 Jahren sowie rund 40 durch Absenkerbildung und Wurzelbrut entstandene Bäume. Im norddeutschen Raum – so auch im Wiehengebirge - war die heimische Süntelbuche früher weit verbreitet. Heute ist sie eine absolute Seltenheit.

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