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Laubhütte wird zum Treffpunkt in der Oberen Altstadt


Mit einer Festveranstaltung im Großen Rathaussaal endete jetzt das einwöchige „Laubhüttenfest“ (Sukkot) der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Minden e.V. (GCJZ). Bürgermeister Michael Jäcke, der sich am vergangenen Donnerstag (5. Oktober) in der selbstgebauten Hütte mit der Vorsitzenden der GCJZ, Nina Pape, getroffen hatte, strich am Freitagabend heraus, dass Minden eine tolerante und weltoffene Stadt ist. Sukkot habe den Beinamen „Zeit unserer Freude“, so Jäcke in seinem Grußwort. „Das finde ich sehr schön, denn Freude mit anderen Menschen zu teilen, ist in diesen herausfordernden Zeiten unglaublich wichtig.“


Einleitend hatte Moderatorin Maximiliane Sammet den Gästen im Großen Rathaussaal erläutert, was „Sukkot“ ist und wie es traditionell gefeiert wird. Die an der St. Simeonskirche vom 29. September bis 6. Oktober aufgebaute Laubhütte aus Materialien der Natur ist für eine Woche zu einem Treffpunkt in der Oberen Altstadt geworden. Alt und Jung, Mindener und Gäste, Frauen und Männer verschiedener Religionen trafen sich hier zu Gesprächen und zu gemeinsamen Essen. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Minden e.V. setzt sich seit mehr als 70 Jahren in Minden für einen interreligiösen Dialog ein. Sie veranstaltete viele Jahrzehnte auch die „Woche der Brüderlichkeit“. Minden war 2011 Gastgeberin der bundesdeutschen, zentralen Veranstaltung.

Sukkot, das Laubhüttenfest, wird fünf Tage nach Jom Kippur begangen und dauert sieben Tage. Jom Kippur, deutsch zumeist Versöhnungstag oder Versöhnungsfest, ist der höchste jüdische Feiertag. Sukkot folgt und ist sowohl ein Erntedank- als auch ein Erinnerungsfest. „Es ist die Zeit, in der die Produkte von Feld, Obstgarten und Weinberg geerntet werden. Die Getreidespeicher, Wein- und Olivenpressen sind voll ausgelastet. Wochen und Monate der Mühe und des Schweißes wurden endlich reichlich belohnt. Der Bauer und die Bäuerin sind glücklich und froh, dass die Arbeit geschafft ist“, erläutert Nina Pape den Hintergrund. Sie hat Israel schon mehrfach bereist und ist auch Mitglied im Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) sowie Sprecherin des „Forums Junger Erwachsener" (FJE).

Mit dem Laubhüttenfest werde an die Zeiten erinnert, an denen unsere Vorfahren nach dem Auszug aus Ägypten in provisorischen Häusern in der Wüste gewohnt haben. „Deswegen bauen wir eine Sukka (Laubhütte), in der wir auch unsere Mahlzeiten einnehmen wollen“, so Pape. Eine Sukka ist eine provisorische Hütte, die aus drei oder vier Wänden und einem aus Pflanzen (Äste/Stroh) gemachten Dach besteht. Eine Tradition ist auch, Gäste in die Sukka einzuladen. „Genau das haben wir eine Woche lang gemacht.“ So besuchte beispielsweise Landrat Ali Doğan die Laubhütte und sprach mit Nina Pape über die Bildungsangebote der GCJZ für die Mindener Bürger*innen. „Durch das Kennenlernen anderer Kulturen auf spielerische Art und Weise wird zum Beispiel Kindern Weltoffenheit ganz natürlich vermittelt“, weiß Pape.

Den Abschlussabend im Großen Rathaussaal, zu dem auch die Stadtverordneten des Mindener Rates eingeladen waren, gestalteten unter anderem auch Schüler*innen des Herder-Gymnasiums. Lehrerin Stefanie Lehmkuhl beschrieb die große Bedeutung von formalen und nicht-formalen Bildungsangeboten. Hier gebe die GCJZ  der Schule besondere Möglichkeiten. Die Schüler*innen berichteten, wie es ihnen Spaß gemacht habe, gemeinschaftlich die Hütte errichten zu können. Dass sie damit einen Teil zum Projekt beitragen konnten, habe sie sehr gefreut. Sie hatten sich im Vorfeld im Unterricht auch mit jüdischen Traditionen und der Religion auseinandersetzt.

In einer zweiten Podiumsdiskussion stellten sich Bürgermeister Michael Jäcke, GCJZ-Vorsitzende Nina Pape, Tischlermeister Ralf Deerberg und Autor Alexander Estis den Fragen der Moderatorin Maximiliane Sammet. Den künstlerischen Rahmen der Festveranstaltung gestalteten Susanne Burgschweiger (Querflöte) und Bettina Crämer (Klavier) mit jüdischer Musik. 

Das Mindener Laubhüttenfest begann am Freitag, 29. September, mit einem Gottesdienst in der Synagoge. Es folgte ein Kiddush (=Segensspruch) der jüdischen Gemeinde Minden und ein gemütliches Beisammensein in/an der Hütte. Zum weiteren Programm der Woche gehörten - neben täglichen Gesprächen mit Gästen in der Laubhütte - auch ein Vortrag mit Uwe Jacobsen zur Geschichte des jüdischen Schulwesens, ein Filmabend im Saal der Toleranz an der Kampstraße, Kabarett mit dem deutsch-schweizerischen Autor Alexander Estis, ein Stadtteilgebet, Wimpel-Basteln und Erzähltheater für Kinder sowie eine Orgelvesper. 


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