Pressestelle und Herder-Gymnasium

Projekt der UNESCO: Herder-Gymnasium gestaltet Programm für ukrainische Schüler*innen


Das Herder-Gymnasium Minden bekam als interessierte UNESCO-Projektschule die Möglichkeit, UNESCO-Arbeit einmal ganz konkret zu erleben und sich dabei gleichzeitig mit der Ukraine solidarisch zu zeigen. Im Rahmen des „Recreation-Projects“ (Erholungs-Projekt) der Deutschen UNESCO-Kommission sind zurzeit 14 Schülerinnen und Schülern und zwei Lehrkräfte einer Schule im kleinen Ort Mala Bilozirka, rund 100 Kilometer der russisch besetzten Stadt Saporischschja, in Minden zu Gast.  Bei der Schule „Dyvosvit“ handelt es sich auch um eine UNESCO-Projektschule, die einen künstlerischen Schwerpunkt hat.

Das Projekt bietet ukrainischen Jugendlichen und Lehrkräften die Möglichkeit, sich von den Erfahrungen des Krieges zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Jetzt hat dieses Projekt auch am Herder-Gymnasium begonnen. 

An dem vom Auswärtigen Amt und der Hertie-Stiftung geförderten Programm nehmen 13 deutsche UNESCO-Projektschulen teil. Das Projekt geht auf eine Anfrage des ukrainischen Städtetags aus dem Frühjahr 2022 zurück und wird in enger Kooperation mit der ukrainischen UNESCO-Kommission realisiert.

Die Begegnungen und die gemeinsame Arbeit mit hiesigen Schülerinnen und Schülern sollen die Jugendlichen in der Persönlichkeitsentwicklung stärken - durch einen Zuwachs an Resilienz und Kreativität. „Damit leistet das Projekt einen Beitrag zur europäischen Solidarität in Zeiten des Krieges“, stellt die Leiterin des Herder-Gymnasiums, Heike Plöger, heraus. Diese Begegnung zu organisieren, sei ein „echter Kraftakt,“ eine herausfordernde Aufgabe gewesen, an dem der ein ganzes Team von Lehrkräften – verantwortlich hier Sabine Castelli, Koordinatorin für Schulentwicklung, und Tobias Schaffrin, Ansprechpartner für UNESCO-Projektschulen - beteiligt war. 

„Dieses ganze Projekt könnte nicht stattfinden ohne die großartige Unterstützung der Eltern, die die ukrainischen Kinder und Jugendlichen aufgenommen haben. Wir sind sehr dankbar, dass sich 12 Familien bereiterklärt haben, einen oder zwei Schüler*innen aufzunehmen, die nun für zweieinhalb Wochen die Ersatzfamilien sind, ein Programm gestalten und Familienleben bieten und die es mit viel Fürsorge schaffen, dass die Schüler*innen hier Ruhe finden und sich erholen können“, bedankt sich Schulleiterin Heike Plöger.

Für die Schüler*innen und die beiden Lehrkräfte aus der Ukraine wurde ein gut 14-tägiges Programm organisiert, welches sie unter anderem zu Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe, zu Mindener Projekten, in einen Zoo und zu Sehenswürdigkeiten in der Region führt. Außerdem nehmen sie an der Herder-Nacht teil. 

Bürgermeister Michael Jäcke empfing die Gruppe am Montag (28. August) im Rathaus. „Wir alle kennen die furchtbare Situation, in der sich die Ukraine nach dem Angriffskrieg Russland befindet und wir alle können uns vorstellen, was ihr erlebt habt“, sagte Jäcke, der von Heike Plöger erfuhr, dass die Schule bei einem Angriff Russlands zerstört wurde. „Ich hoffe, dass dieser Krieg schnell – mit einem guten Ergebnis für die Ukraine – endet“, fuhr Jäcke fort. Er wünsche sich sehr, dass die jetzt geknüpften Kontakte eine Fortsetzung finden. Gerührt nahm er mehrere Geschenke von Schulleiterin Yanina Ovsiienko entgegen, darunter auch eine Puppe, die für den nötigen Schutz sorgt.

Schulleiterin Yanina Ovsiienko schilderte die Situation: „Seit Beginn des russischen Angriffskrieges haben die Schülerinnen und Schüler ihre Schule nicht mehr besuchen können. Seit eineinhalb Jahren findet ihr Unterricht ausschließlich online statt. Unsere Schule ist zerstört. Unsere Bücher und Materialien sind von den russischen Besatzern verbrannt worden. Kein Kind wohnt mehr in seinem Wohnort, aber auch in den Gebieten der Ukraine, die nahe dem russisch besetzten Gebiet liegen, gibt es täglich Bombenalarm. Die Gefahr ist immer da. Am ersten Schultag in Minden war die Schülergruppe überwältigt von der Normalität des Schulalltags: Rufen, Lachen, Rennen und Plaudern sind Aktivitäten, die die Schülerinnen und Schüler schmerzlich vermissen. Die Auszeit in Minden ist für unsere Kinder sehr, sehr wichtig.”

Und sie ergänzt: „Hier haben sie wieder zu lachen angefangen“, so Ovsiienko beim Besuch im Rathaus.

Die 13 deutschen UNESCO-Projektschulen – und auch das Herder-Gymnasium, das diese Auszeichnung anstrebt - gestalten für ihre Gäste aus der Ukraine ein Begegnungsprogramm vor Ort. Sie arbeiten dafür hierfür mit Erlebnispädagog*innen, Künstler*innen und außerschulischen Lernorten zusammen. 

So stehen beispielsweise Exkursionen in den Zoo Hannover und das Experimentier-Center „Phaeno“ in Wolfsburg an. Aber auch in Minden sind die Schüler*innen aktiv, wenn es unter anderem zum Discgolf an die Weser geht oder in den Gemeinschaftsgarten „Tausendschön“, wo gemeinsam gekocht und gewerkelt werden kann. 

Ein besonderes Highlight der rund 2,5 Wochen in Minden ist der Kunstworkshop, der von zwei Lehrerinnen des Herder-Gymnasiums angeboten wird. „Unsere Gäste aus der Ukraine gestalten hier an zwei Vormittagen gemeinsam mit ihren Gastgeschwistern aus Deutschland Schablonen im Stile des Künstlers Banksy. Diese werden dann auf T-Shirts gedruckt und final auf eine Wand im Herder-Gymnasium gesprüht, um eine bleibende Erinnerung an dieses tolle Projekt zu schaffen“, Heike Plöger. Sehr gefreut haben sich die Gäste auch über die Einladung der ukrainischen Gemeinde in Minden, um den Nationalfeiertag gemeinsam zu feiern. 

Die Gastschule des Herder-Gymnasiums liegt im kleinen Ort Mala Bilozirka, der rund 100 Kilometer südlich von Saporischschja liegt. Das Internat vor Ort besuchen rund 210 Schüler*innen, von denen 14 für die zweieinhalb Wochen in Gastfamilien in Minden untergebracht sind. Da die Schule im momentan russisch-kontrollierten Gebiet liegt, findet der Unterricht aktuell lediglich digital statt. Neben Schulleiterin Yanina Ovsiienko begleitet Lehrerin Oksana Salli die Gruppe.

Während der gemeinsamen Zeit realisieren die deutschen und ukrainischen Jugendlichen Projekte im Bereich der Kulturellen Bildung. Das Programm wird durch die Bundeskoordination der Projektschulen geleitet, die bei der Deutschen UNESCO-Kommission angesiedelt ist, und vom UNESCO-Lehrstuhl für Kulturelle Bildung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie dem Kölner Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement begleitet.

In der Vorbereitung des Recreation-Projekts wurden Unterstützer*innen des Projekts gesucht, damit das Programm für Gäste und auch Gastschüler*innen abwechslungsreich gestaltet werden kann. So konnte der Förderverein gewonnen werden, die Trinkflaschen, Butterbrotdosen und T-Shirts für die ukrainischen Gäste spendeten, das Sommerbad gewährt freien Eintritt an einem Tag für Gäste und Gastkinder, die Bäckerei Bertermann spendiert für die drei Tagesausflüge für die 14 Gäste jeweils ein Lunch-Paket und Melitta hat eine kleine Tüte für die Kinder gepackt, die sie mit nach Hause nehmen können. Auch die Verkehrsbetriebe Minden-Lübbecke unterstützen das wertvolle Projekt, indem sie den ukrainischen Schüler*innen für die Zeit hier ein Busfahrticket zur Verfügung stellten. 

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