Bereich Soziales

Diakonie übernimmt Betreuung
wohnungsloser Menschen in Minden


Obdach- und Wohnungslosen einen Weg bereiten, langfristig aus ihrer Situation herauszukommen, ist das Ziel eines gemeinsamen Projektes der Diakonie Stiftung Salem und der Stadt Minden. Dieses startet am 1. August 2022 und ist zunächst auf eine Dauer von zwei Jahren ausgelegt. Die Stadt Minden hat nach öffentlicher Ausschreibung im Mai 2022 mit der Diakonie Stiftung Salem einen Vertrag über die Betreuung von obdachlosen Personen in Minden geschlossen. Hierfür hatte der kirchlich getragene Sozialdienstleister vorab ein Konzept erstellt.

„Es geht darum, durch eine aufsuchende Beratung zunächst das Vertrauen der wohnungslosen Frauen und Männer zu gewinnen und sie anschließend eng zu betreuen “, erläutert Peter Schwarze, Leiter des Bereiches Soziales. Die Menschen erhalten Unterstützung bei ihren vielfachen Problemen, sollen wieder in die Gesellschaft integriert werden und aus ihrer Wohnungslosigkeit möglichst zurück in eine eigene Wohnung gelangen. Zurzeit sind 80 Personen in den städtischen Obdachlosenunterkünften untergebracht. Rund 24 Prozent davon sind Frauen. Zudem befinden sich unter den 80 Personen 22 Kinder.

„Wir freuen uns, dass unser Konzept überzeugt hat und wir in den städtischen Unterkünften mit der Betreuung von wohnungslosen Menschen beginnen können. Mit einem Kontingent von 20 Stunden werden eine weibliche Sozialarbeiterin und ihr männlicher Kollege sich in den Unterkünften zunächst bekannt machen, Menschen aufsuchen und eine feste Sprechstunde in der Bruchstraße anbieten. Beide kennen sich mit dem Hilfesystem in Minden gut aus und werden mit den Menschen daran arbeiten, einen gesellschaftlichen Anschluss wiederzuerlangen. Dabei ist es wichtig, die individuellen Problemlagen zu erfassen, Lösungswege aufzuzeigen und eine Begleitung anzubieten “, erklärt Elke Entgelmeier, Leiterin der ambulanten und stationären Wohnungslosenhilfe der Diakonie Stiftung Salem.

Vielfach wurde - auch in den politischen Gremien – in den vergangenen Jahren über die Situation von Wohnungs- und Obdachlosen in Minden gesprochen. Neben der steigenden Zahl von weiblichen Wohnungslosen, wurde auch das Problem erörtert, dass die Verweildauer in den städtischen Obdachlosenunterkünften immer länger wurde. Das führte zu einer Untersuchung zwischen März und Juni 2021, mit der ein Sozialarbeiter der Stadt betraut wurde. Die im Sozialausschuss im Juni 2021 vorgestellten ersten Ergebnisse warfen vor allem die Frage auf, inwieweit eine intensivere Betreuung von Wohnungslosen in den städtischen Unterkünften gewährleistet werden kann, so Peter Schwarze.

Aufgrund der vielfältigen Problemlagen und Gründe, die in diesen Zeiten zu einer Obdach- oder Wohnungslosigkeit führten, reiche es nicht mehr aus, die Menschen nur unterzubringen. Das sei die wichtigste Erkenntnis aus dem städtischen Konzept gewesen, so der Bereichsleiter. Neben den städtischen Hilfen für Obdachlose in Minden gibt es weitere Unterstützung durch andere Träger, wie die Caritas-Kleiderkammer oder auch die Beratungsstelle „Wohin? “ sowie das Treff-Mobil U25 . Im Rudolf-Winzer-Haus der Diakonie Stiftung Salem erhaltenden wohnungslose Männer Unterstützung bei der Überwindung ihrer Probleme. Zudem finden Menschen in akuten Notsituationen dort eine Übernachtungsmöglichkeit.

Die Stadt Minden ist nach dem Ordnungsbehördengesetz für die Unterbringung von obdach- und wohnungslosen Menschen zuständig – nicht jedoch für die Betreuung. Dennoch sahen die Stadtverwaltung Minden und die Politik vor dem Hintergrund der vielfältigen und wachsenden Problemlagen die Notwendigkeit, finanzielle Mittel für die Betreuung der obdach- und wohnungslosen Personen bereitzustellen und einen Drittanbieter mit der Betreuung zu beauftragen.

Vier Unterkünfte stehen der Stadt Minden für die Unterbringung zu Verfügung, unter anderem eine Unterkunft nur für Frauen. Vier Mitarbeiter*innen mit 3,4 Stellenanteilen stehen für diese Aufgabe zur Verfügung, die aber auch für die Unterbringung von Flüchtlingen und Spätaussiedler*innen zuständig sind. Zudem gibt es einen Hausmeister, der kleinere Reparaturen oder Renovierungen in den Unterkünften durchführt. In den Unterkünften wohnen zum Teil auch Menschen, die einen Betreuer/eine Betreuerin haben. „Das Klientel hat sich verändert. Es gibt mehr Probleme mit dem Zusammenleben. Viele Bewohner haben Sucht- oder psychische Probleme und benötigen dringend Hilfe Dritter “, weiß die stellvertretende Bereichsleiterin Ruth Georgowitsch. 

50.000 Euro sind für das Projekt pro Jahr vorgesehen. Eine Förderung vom Land NRW gibt es dafür nicht. Das Projekt soll zunächst bis Ende Juli 2024 laufen. Während der Laufzeit – auch das ist vertraglich vereinbart – soll es weitere Datenerhebungen geben, so dass nach einem Jahr bei Bedarf eine Projektanpassung erfolgen kann. Vor dem Projektende soll die Politik erneut im Sozialausschuss über eine Fortführung beraten und entscheiden.

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