Museum stellt "Objekt im Fokus" vor


In der Sammlung des Mindener Museums werden rund 60.000 Objekte bewahrt. Trotz Dauer- und Sonderausstellungen oder Leihgaben an andere Museen lagern 95% der Sammlung verborgen im Magazin. Die Vielfalt und die Geschichte der Sammlung und das Wissen über die Objekte stellt das Museumsteam regelmäßig in Kabinettausstellungen vor. Alle zwei Monate wird außerdem ein „Objekt im Fokus“ im Foyer des Museums ausgestellt und dort seine Geschichte erzählt.

Das Objekt im Fokus der Monate Januar und Februar ist ein Musterbuch der Stoffdruckerei H.W. Küster aus Minden. Es wurde wohl zwischen 1921 und 1960 eingesetzt, um Kunden einen Überblick über mögliche Muster und Farben für Leinen- und Baumwollstoffe zu geben. Die meisten Stoffmuster sind klassisch in Blau und Weiß gehalten. Es handelt sich vor allem um gepunktete symmetrische Muster oder abstrakte Ornamente. Die früher für den Blaudruck klassischen geblümten Muster sucht man dagegen nahezu vergeblich. Die Datierung des Objektes lässt sich zurzeit nicht eindeutig klären. Das Markenzeichen, das sich im Musterbuch findet, wurde zwischen 1921 und 1960 genutzt. Es bedarf hier weiterer Forschung, um das Alter des Objektes näher einzugrenzen.

Der Blaudruck ist ein traditionelles Verfahren, um weiße Leinen- oder Baumwollstoffe blau zu färben. Dabei entstehen auf blauem Hintergrund weiße Muster. Mithilfe eines Druck-Models wird zunächst eine wasserabweisende Schutzschicht auf einen Stoff aufgetragen. Nach der Trocknung wird der Stoff in ein Bad mit blauer Farbe getaucht. So werden nur die Stellen des Stoffes eingefärbt, die nicht zuvor bedeckt wurden. Erst danach wird die Schutzschicht wieder abgelöst. Im Ergebnis bleibt das geschützte Muster weiß, während der Hintergrund blau eingefärbt wird.

Diese Drucktechnik nennt sich Reservetechnik, weil die vor der Farbe geschützten Stellen „reserviert“ werden. Die typische blaue Färbung entstand beim Blaudruck ursprünglich durch den natürlichen Farbstoff Indigo. Dieser ermöglichte es, Stoffe in kalten Farbbädern einzufärben und so die aufgetragenen Schutzschichten nicht zu beschädigen.

Das Musterbuch stammt jedoch nicht mehr aus der Zeit, als im Blaudruck fast ausschließlich natürliches Indigo genutzt wurde. Das lässt sich an der ovalen Marke, die sich auf jeder Seite oben links befindet, erkennen. Diese Marke weist daraufhin, dass die Stoffe mit „Indanthren“-Farbe eingefärbt wurden. 1878 entdeckte der spätere Nobelpreisträger für Chemie, Adolf von Baeyer (1835-1917), die Entschlüsselung und die Synthese des natürlichen Indigos. Dank weiterer Forschungen anderer Chemiker gelang es der BASF (Badische Anilin- & Sodafabrik) schließlich 1901, mit „Indanthren“ einen synthetischen Farbstoff für den Textildruck preisgünstig herzustellen.

Zunächst wurde nur Indanthren-Blau produziert. Dieser Farbstoff konnte wie Indigo kaltverfärbt werden. Zudem war er deutlich widerstandsfähiger als das Naturprodukt. Neben dem blauen Farbstoff entwickelte die BASF andere Indanthren-Farbstoffe. Dies ermöglichte eine Farbvielfalt, die sich auch in dem Stoffmusterbuch wiederspiegelt. Die Nutzung industrieller Farbstoffe veränderte das Blaudruckgewerbe massiv. 

Das Mindener Museum hat von Di bis So jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

Mindener Museum,  Ritterstraße 23-33, Telefon 0571 972 40 21, www.mindenermuseum.de, https://www.instagram.com/mindenermuseum