Aus einem Brandsimulationscontainer schießt Feuer von der Decke innen nach außen. Vor der Tür hocken zwei Brandmeisteranwärter aus Minden und Porta Westfalica in Schutzkleidung und warten darauf, in die „heiße Hölle“ zu stürmen. Das könnte eine echte Übungsszene sein, ist aber für ein Foto so arrangiert worden. Drumherum verfolgen Feuerwehr-Führungskräfte und –Ausbilder sowie der Mindener Bürgermeister Michael Jäcke, der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian, Pressevertreter*innen und Kreisbrandmeister Michael Schäfer, auch Abteilungsleiter der Feuerwehrtechnischen Zentrale und Kreisleitstelle, das Geschehen.
Den beiden Anwärtern, die gerade ihre Ausbildung in der neu gegründeten Feuerwehrschule der Stadt Minden, die in Kooperation mit dem Kreis Minden-Lübbecke betrieben wird, begonnen haben, machte es Spaß, schon mal den Ernstfall für ein Foto zu proben. Dazu werden sie und 14 weitere Brandmeisteranwärter*innen - im Schwerpunkt aus Nordrhein-Westfalen - in den kommenden eineinhalb Jahren reichlich Gelegenheit haben. Den „großen Bahnhof“ gab es anlässlich des Starts des ersten hauptamtlichen Ausbildungslehrgangs der brandneuen „Feuerwehrwehrschule Minden“, die das Feuerwehrtechnische Zentrum (FTZ) des Kreises in Hille räumlich mit nutzt.
Das moderne FTZ des Kreises an der Eickhorster Straße steht allen Feuerwehren im Kreis - egal ob haupt- oder ehrenamtliche Einheiten – künftig als Ausbildungsstätte zur Verfügung. „Mit einer Punktlandung“ seien die Räumlichkeiten für die neue Feuerwehrschule fertig geworden, berichtet Abteilungsleiter Michael Schäfer. Bürgermeister Michael Jäcke begrüßte die 16 Brandmeisteranwärter*innen im Schulungsraum und wünschte ihnen einen guten Start. „Sie sind die Zukunft“, sagte Beigeordneter Lars Bursian – gerichtet an die Anwärter*innen - und strich die „tollen Bedingungen für die Ausbildung an diesem Standort“ heraus.
Der Leiter der Mindener Feuerwehr, Tim Upheber, verwies auf den bundesweit herrschenden Mangel an Nachwuchs bei den Feuerwehren. Der Bedarf an Fachkräften sei aufgrund von gestiegenen Anforderungen aus Brandschutzbedarfsplänen und auch vielen Pensionierungen bei den geburtenstarken Jahrgängen sehr hoch, so Upheber. In der Vergangenheit habe die städtische Berufsfeuerwehr immer nur schwer Ausbildungsplätze in Feuerwehrschulen für ihre Anwärter*innen finden können. Das sei der Anlass gewesen, über die Gründung einer eigenen Feuerwehrschule nachzudenken und diese dann auch zu realisieren, so Upheber weiter.
Von den angehenden 16 Brandmeister*innen kommen vier von der Berufsfeuerwehr Minden, einer von der Stadt Porta Westfalica, sieben aus dem Kreisgebiet Herford. Darüber hinaus sind drei angehende Brandmeister*innen aus NRW und einer aus Niedersachsen dabei. Der Lehrgang ist damit sehr regional geprägt. Im FTZ sind für die Ausbildung von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Feuerwehrkräften Unterrichtsräume und auch eine Mensa mit angeschlossener Küche geschaffen worden.
Das rund 4.000 Quadratmeter große Außengelände bietet viel Platz für verschiedene Übungen. Dort gibt es unter anderem ein Übungshaus und -turm, in dem Brandeinsätze und Höhenrettungen geübt werden können. Der Keller lässt sich unter Wasser setzen. Im gasbetriebenen Brandsimulationscontainer können Ernstfälle mit Feuer realitätsnah simuliert werden. Zudem können mittels eines Tankbehälters Leckagen und auch Einsätze mit brennbaren Chemikalien geprobt werden. Ausgemusterte und schrottreife Autos parken auf dem Gelände, um zu üben, Menschen aus Fahrzeugen mit Spezialwerkzeugen (hydraulischem Rettungsgerät) zu retten.
Ergänzend zu den Möglichkeiten des Übungsgeländes wird die Feuerwehrschule auch Möglichkeiten bei Mindener Betrieben zur fachspezifischen Ausbildung, wie zum Beispiel die ABC -Ausbildung (atomar, biologisch und chemisch) nutzen. Auch sind bereits Sportanlagen in Minden für die Ausbildung gebucht.
Die Kurse an der Feuerwehrschule sollen jeweils in den Monaten April und Oktober starten. An die ersten sechs Monate der theoretischen und praktischen Ausbildung im FTZ schließt sich eine Praxisphase bei den jeweiligen Arbeitgebern an. Danach folgt erneut ein theoretisch/praktischer Teil in der Feuerwehrschule Minden mit der abschließenden Prüfung. Insgesamt dauert die Ausbildung 18 Monate.
Künftig sollen alle haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte den Neubau „mit seinen vielfältigen Möglichkeiten bestmöglich nutzen“, so der Mindener Feuerwehrleiter Tim Upheber. Die Ausbildung der ehrenamtlichen Kräfte findet vorwiegend am Wochenende und abends statt. Bislang mussten die eigenen hauptamtlichen Auszubildenden nach Bielefeld oder in andere Städte geschickt werden. Diese können nun ortsnah ausgebildet werden, Unterbringungskosten entfallen. Für die externen Brandmeisteranwärter*innen im Lehrgang zahlen die anderen Städte und Gemeinden Gebühren. Mit dieser Lösung werde eine Kostendeckung angestrebt, erläutert Beigeordneter Lars Bursian.
Kreis und Stadt Minden freuen sich über die Synergieeffekte, die die neue Feuerwehrschule bietet. „Das war eine tolle Chance, dieses Kooperationsprojekt mit dem Kreis umzusetzen. Die Zusammenarbeit war mit allen Beteiligten von Anfang an sehr gut“, lobt Bürgermeister Michael Jäcke. Die Pläne, eine eigene Feuerwehrschule zu gründen, gibt es bei der Stadt Minden seit rund zwei Jahren.
Der Ausschuss für Bürgerdienste, Sicherheit und Feuerschutz hatte im Mai 2021 die Verwaltung beauftragt, einen Schulstandort für die Brandmeister*innen-Ausbildung zu etablieren. Verschiedene Standorte wurden dafür geprüft. Letztendlich fiel die Entscheidung für die Ansiedelung beim FTZ in Hille. Gründe hierfür waren vor allem die bereits vorhandene beziehungsweise zum damaligen Zeitpunkt geplante Ausstattung des Übungsgeländes sowie der verfügbare Platz. Von Anfang an spielte aber auch der Synergieeffekt bei der Erstellung von Ausbildungsmaterial etc. eine entscheidende Rolle.
Für die „Feuerwehrschule Minden“ wurden unter anderem zwei gebrauchte Normfahrzeuge beschafft, die eine adäquate Ausbildung auf dem aktuellen Stand der Technik ermöglichen sollen. Die Kosten für die Fahrzeuge belaufen sich inkl. Ausrüstung auf ca. 220.000 Euro. Insgesamt wurde für die Feuerwehrschule allerdings deutlich mehr investiert (unter anderem IT-Ausstattung, Simulationstechnik etc.).
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de