Das Mindener Museum zeigt ab Samstag, 9. Oktober die Ausstellung „Synagogen in Deutschland – Eine virtuelle Rekonstruktion“. Die Wanderausstellung der TU Darmstadt entstand zum Jubiläumsjahr „#2021 JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“. Sie war zuvor erstmals im NS-Dokumentationszentrum in Köln zu sehen und macht nun in Westfalen Station. Die Präsentation lässt die zumeist unbekannte Pracht von Synagogen, die in der NS-Zeit zerstört wurden, virtuell wiederauferstehen.
Unweigerlich fragt man sich, warum es diese prachtvollen Gotteshäuser nicht mehr gibt? Die Ausstellung macht neugierig auf die vielfältige 1700jährige jüdische Kultur in Deutschland. Zugleich sensibilisiert sie für die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und dem jüdischen Leben heute. Anlässlich des Festjahres „1700 Jahre“ wird die Wanderausstellung durch Bundesmittel des Vereins "321 - 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V." gefördert.
Die Ausstellung soll einen wichtigen Beitrag leisten, Barrieren des Kennenlernens von jüdischer Kultur und Alltagsleben abzubauen. In Minden ergänzen Rekonstruktionen und 3D-Drucke der 1938 zerstörten Mindener Synagoge und der 1846 erbauten, bis heute noch erhaltenen Landsynagoge Petershagen die Ausstellung. Außerdem werden Objekte aus der 750jährigen jüdischen Kultur der Region präsentiert. Die regionale Ergänzung wird als Projekt von der LWL-Kulturstiftung gefördert. Es ist eines von 24 Projekten, die im Rahmen des Förderschwerpunktes der LWL-Kulturstiftung zum diesjährigen Festjahr „#2021 JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ unterstützt werden.
Die Technische Universität (TU) Darmstadt rekonstruiert seit über 25 Jahren virtuell Synagogen, die von den Nationalsozialisten 1938 zerstört wurden. Das Ziel ist es, die zerstörten Synagogen in ihrer Schönheit und Vielfältigkeit wieder sichtbar zu machen. Sie sollen in das Bewusstsein heutiger Generationen zurückgeholt werden. Virtuelle Rekonstruktionen gibt es bereits von Synagogen aus Bad Kissingen, Berlin, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Langen, Leipzig, Mannheim, Mutterstadt, München, Nürnberg, Plauen und Paderborn. Weitere, darunter Minden und Petershagen, befinden sich in der Realisierung bzw. Planung.
Projektionen, Animationen und Virtual-Reality vermitteln die zerstörte Pracht der Gotteshäuser. Die Geschichte jüdischer Sakralbauten vom Tempel bis zur Synagoge wird auf analogen Wandelementen erzählt. Verordnungen und Gesetze, die von 1933 bis 1938 gegen Jüdinnen und Juden erlassen wurden, zeigen den Prozess der sich schrittweise verschärfenden Ausgrenzung und Verfolgung. Eine mediale Wandinstallation widmet sich den Ereignissen im November 1938 und zeigt eindringliche Bilder brennender und verwüsteter Gebetshäuser. Die Namen von über 1.000 deutschen Städten, in denen Synagogen zerstört wurden, belegen das Ausmaß des Verlusts. Zum Abschluss werden Synagogen präsentiert, die nach 1945 gebaut wurden, als jüdisches Leben vorsichtig wieder in deutsche Städte einzog. In Minden wird die Präsentation um die lokale Geschichte des jüdischen Lebens ergänzt.
Kontakt: Mindener Museum: Philipp Koch, P.Koch@minden.de, www.mindenermuseum.de
Weitere Informationen: https://www.dg.architektur.tu-darmstadt.de/forschung_ddu/digitale_rekonstruktion_ddu/synagogen/index.de.jsp