In seiner ersten Sitzung des neuen Jahres hat sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr auch mit dem Interessenbekundungsverfahren für das Areal „Rampenloch“ in der Oberen Altstadt befasst. Die Ausschussmitglieder folgten nach kurzer Aussprache dem Vorschlag der Verwaltung mit großer Mehrheit, dem Büro Bautec Minden GmbH & Co. den Zuschlag dafür zu geben, die Planungen für einen Erwerb des Grundstücks weiter voranzutreiben. Dafür hat Bautec nun zwölf Monate Zeit.
Die Ausschussmitglieder sprachen unter anderem die Stellplatzlösungen und die Barrierefreiheit in dem künftigen Quartier an. Die Straße Rampenloch mit ihrem Kopfsteinpflaster sowie ein Haus stehen unter Denkmalschutz. Es müssten möglichst barrierearme Zugänge zu den Häusern geschaffen werden, so der Wunsch einiger Ausschussmitglieder. Insgesamt wurde begrüßt, dass das Altstadt-Quartier insgesamt entwickelt wird. Dafür habe die Stadt Geld in die Hand genommen, um die Grundstücke dort komplett zu erwerben und die Voraussetzung damit überhaupt für eine Aufwertung und „Wohnen in der Innenstadt“ geschaffen.
Nach dem Ende der zweiten Phase des insgesamt dreistufigen Verfahrens waren noch zwei Konzepte von Mindener Architekturbüros im Rennen. Diese sind vom Bereich Stadtplanung nach den vorgegebenen Kriterien bewertet worden. „Beide Konzeptplanungen liegen in der Beurteilung der Verwaltung nicht weit voneinander entfernt, zeigen jedoch verschiedene Ansätze mögliche bauliche Richtungen zur Entwicklung des Rampenloches auf“, heißt es in der Begründung zur Bewertung.
Das Konzept des Büros „Parallel“ setze auf weitgehenden Neubau, was im Sinne einer Erneuerung des Wohnungsmarktes prinzipiell eher zu begrüßen wäre, so die Stadtplanung. Die geplanten Mietneubauwohnungen seien mit einer konkreten realistischen Mietpreiskalkulation hinterlegt worden. Bei einem Neubau sei in aller Regel von einem höheren bautechnischen Standard (z.B. Wärmeschutz; Schallschutz,) auszugehen, als bei einer Erneuerung eines Altbaubestandes.
Das Konzept von „Bautec“ punkte hingegen mit dem weitgehendem Erhalt des äußeren Fassadenbildes des Rampenloches durch einen relativ hohen Anteil der Bestandserneuerung und einer deutlich stärkeren Berücksichtigung der örtlichen Gestaltungssatzsatzung. Die vorhandenen Gebäude sollen weitgehend erhalten und saniert aber auch und durch ein Gebäude am Königswall und einen größeren Ersatzbau im Rampenloch ergänzt werden. Der Schwerpunkt liegt – wie bei „Parallel“ – auf dem Wohnen. Das Konzept sieht auch ein Gemeinschaftshaus (Rampenloch 9) mit angedachter Wegeverbindung zur Greisenbruchstraße vor.
Die gebotenen Kaufpreise für das/die Grundstück/e liegen im vergleichbarem Rahmen bei Betrachtung der Bodenrichtwerte von 150 Euro/qm für Grundstücke in diesem Bereich der oberen Altstadt. Bautec hat 200.000 Euro und Parallel 177.000 Euro geboten. Erforderliche Ablösesummen für Stellplatzablösungen - laut Satzung der Stadt Minden - kämen jeweils hinzu.
„Da es, insbesondere im Bereich der Abrisskosten für Bestandsgebäude, noch einige Unsicherheiten gibt, wurde der gebotene Unterschied bei den jeweiligen Konzepten als gleichrangig bewertet“, erläutert Ernst Meistrell aus dem Bereich Stadtplanung, der fachlich als Diplom-Ingenieur und Architekt Ansprechpartner für das Verfahren ist. Der genannte Erwerbspreis für die Grundstücke war in diesem Schritt allerdings nur als Kalkulationspreis zur Plausibilitätsprüfung des Gesamtkonzeptes gefordert. Ein verbindliches Angebot ist erst im letzten Verfahrensschritt gefragt.
Bei den errechneten Wohnflächen liegt die Fa. Bautec bei etwas über 1100 m², Büro Parallel rechnet mit etwas unter 1000 m². Die geplanten Wohnungsgrößen unterscheiden sich nicht wesentlich. Beide liegen im Bereich der Zielrichtung des „Handlungskonzeptes Wohnen“, mit etwas konzeptbedingten Unterschieden (Neubauanteil/Altbauanteil).
Den Hintergrund für das Interessenbekundungsverfahren bildet die 2019 verabschiedete Rahmenplanung für einen Teilbereich der oberen Altstadt. Im Weiteren soll das Konzept für das Rampenloch auch auf der Grundlage des „Handlungskonzeptes Wohnen“ städtebaulich entwickelt werden, nachdem die Stadt Minden hier 2019 mehrere Grundstücke gekauft hatte.
Das dreistufige Verfahren ist im Januar 2020 mit einer offenen Konzeptbewerbung gestartet. Im Mai 2020 lagen – nach Abschluss der ersten Phase - Projektskizzen von drei Mindener Architekturbüros und möglicher Investoren vor, die dem Fachausschuss vorgestellt wurden. Alle drei Büros erhielten den Zuschlag für die zweite Stufe und damit für eine vertiefte Planung. Ein Büro zog im Herbst 2020 seine Teilnahme zurück.
Die Entwicklung des Rampenloches soll unter anderem auch einen Bogen zur Neubebauung der jetzigen Parkfläche an der Ecke Königswall/Greisenbruchstraße spannen, für dessen Entwicklung derzeit eine Bauvoranfrage läuft, so der zuständige Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian. Die Grundkonzeption der Bebauung mit einem Wohn- und Geschäftshauses wurde Ende August 2020 im Ausschuss Bauen, Umwelt und Verkehr vorgestellt. Mit dem nun gefassten Beschluss zur weiteren Ausarbeitung des Konzeptes „Bautec“ sieht die Stadt „der Entwicklung der oberen Altstadt in diesem Bereich mit großer Spannung entgegen.“
Nach Abschluss der dritten Phase von zwölf Monaten – diese kann aber bei Bedarf in Absprache auch verkürzt oder auch verlängert werden - wird der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr das dann planerisch und kalkulatorisch ausgereifte Konzept erneut beraten und die Vergabe beschließen. Über den Grundstücksverkauf entscheidet final der Haupt-und Finanzausschuss.
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