In der Sammlung des Mindener Museums werden rund 60.000 Objekte bewahrt. Trotz Dauer- und Sonderausstellungen oder Leihgaben an andere Museen lagern 95 Prozent der Sammlung verborgen im Magazin. Die Vielfalt und die Geschichte der Sammlung und das Wissen über die Objekte stellt das Museumsteam regelmäßig in Kabinettausstellungen vor. Alle zwei Monate wird außerdem ein „Objekt im Fokus“ im Foyer des Museums ausgestellt und dort seine Geschichte erzählt.
Das Objekt im Fokus in den Monaten September und Oktober ist ein hölzerner Pferdeschuh. Er wurde im Moor oder bei anderen weichen Böden eingesetzt. Der aus einem Stück geschnitzte Schuh gehört zu einer Spezialsammlung des Mindener Museums. In den 1960er Jahren erhielt das Museum zwei Nachlässe von August Stürenberg und von Fritz Sierig. Beide betrieben Hufbeschlag–Lehrschmieden in Minden.
Hufbeschlag-Lehranstalten sind ursprünglich bei tierärztlichen Hochschulen angesiedelt. Ab 1836 findet man sie auch im Umkreis des Militärs. 1883 wird durch die Reichsgewerbeordnung ein Befähigungsnachweis für den Hufbeschlag notwendig. 1893 gibt es daher in Preußen 30 entsprechende Schulen. Zwischen 1948 und 1957 werden nur noch 5 in ganz Deutschland gezählt - eine davon in Minden.
1898 wird August Stürenberg Leiter der Militär-Hufbeschlagschmiede in Minden. Ab 1905 befindet sie sich in seinem Besitz. Er betreibt sie bis in das Jahr 1941. 36 Jahre ist August Stürenberg Vorsitzender der Hufbeschlaglehrmeister in Deutschland.
Fritz Sierig erlernt in Minden das Schmiedehandwerk. In Berlin-Charlottenburg wird er dann Hufbeschlaglehrmeister. Ab 1923 macht er sich mit einer Werkstatt für Bauschlosserei, Schmiede, Hufbeschlag und Fahrzeugbau in Minden selbstständig. Er bildet in Zusammenarbeit mit dem Kreis auch Hufschmiede aus – ein Lehrgang dauert damals drei Monate. Der theoretische Unterricht wird vom Kreisveterinärarzt übernommen.
Pferde sind vor dem Automobil ein wichtiges Transportmittel. Gerade in schwierigem Gelände sind sie eine große Hilfe. Die Pflege der Hufe ist elementar, um ihre Belastbarkeit zu erhalten. Es gibt daher neben Spezialbeschlägen für medizinische Probleme auch Hufeisen, um die Abnutzung des Horns zu verringern. Für einen temporären Schutz der Hufe und medizinische Sonderfälle, die einen feste Befestigung mittels Nägeln im Huf nicht zulassen, werden Hufschuhe verwendet.
Die Moorschuhe für Pferde sollen zum einen die Auftrittsfläche des Hufes vergrößern. Damit soll das Einsinken im weichen Untergrund verhindert oder zumindest erschwert werden. Zum anderen wird die Feuchtigkeit verringert, die den Pferdehuf aus Horn quellen lässt. Ein schnelles Trocknen kann zu Rissen führen und den Huf nachhaltig schädigen. Festgeschnallt werden die Moorschuhe mithilfe eines Lederbandes.
Der Abbau von Torf in der Region ist seit dem 17. Jh. belegt. Er ist zeitweise eine ergiebige Erwerbsquelle für die Menschen. Neben dem Eigenbedarf und dem Verkauf nach Minden, wird Torf auch in Richtung des heutigen Bad Oeynhausen und Bielefeld exportiert.
Der Torf wird per Hand mit einem speziellen Spaten gestochen. Danach legt man ihn in Ringen zum Trocknen aus. Um die nassen, schweren Torfstücke zum Trocknen zu transportieren, verwendet man zunächst Schubkarren. Bald geht man dazu über, die Torfstücke auf ein Brett zu legen, das von einem Pferd gezogen werden kann. Dies erspart Kraft.
Nicht nur die Pferde, sondern auch die Arbeiterinnen und Arbeiter tragen im Moor Holzschuhe. Die breite Trittfläche verringert ebenfalls das Risiko des Einsinkens und des Eindringens von Feuchtigkeit.
Das Pferd wird seit Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh., auch im Moor nach und nach von Traktoren bzw. speziellen Maschinen für das Torfstechen ersetzt. 1957 schließt die letzte Mindener Hufbeschlag-Lehranstalt.