„Als junges Startup kann man keinen Mietvertrag über zehn Jahre abschließen“, sind sich Helge Martin und Moritz Ebersbach einig. Die beiden Gründer von „LiWAVE“ wissen, wie herausfordernd es für junge Unternehmer*innen sein kann die Online-Welt mit dem Einzelhandel vor Ort zu verbinden. Die beiden denken darüber nach, ihr Produkt – einen innovativen Reiserucksack – erlebbar zu machen. Und das am besten mit einem Ladenlokal in der Mindener Innenstadt. So könnte man Produktion und Verkauf unter einem Dach vereinen und es wird möglich, dass unsere Rucksäcke von den Kunden auch mal angefasst und getestet werden können, sagt Helge Martin. „Aber es ist nicht so, dass wir durch die Fußgängerzone gehen und nach leerstehenden Geschäfte Ausschau halten. Dafür braucht man Ansprechpartner*innen und jemand, der die Kontakte herstellen kann“, unterstreicht Moritz Ebersbach.
Das weiß auch Sigrun Lohmeier. Als Wirtschaftsförderin der Stadt Minden ist ihr bewusst, dass sich die Städte als multifunktionale Orte neu erfinden müssen. „Uns liegt sehr viel daran, dass in leerstehende Ladenlokale neue Nutzungen einziehen und damit die Innenstadt wieder attraktiver für den Einkaufsbummel wird“. Lohmeier weiter: Leerstände vermitteln das Bild einer kränkelnden und unansehnlichen Innenstadt. Das schadet dem Image Mindens.
Das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW 2020“ bietet dafür einen Lösungsansatz. Das Programm eröffnet die Möglichkeit selbst aktiv zu werden, um das Angebot in der Innenstadt zu verbessern. Eigentümer*innen verzichten auf 30 Prozent der Nettokaltmiete und schließen Mietverträge mit einer Laufzeit von zwei Jahren ab. Das NRW-Förderprogramm eröffnet einiges an Spielraum, um das jeweils vor Ort Richtige für die Städte zu tun. Nur so kann man den individuellen Herausforderungen gerecht werden.
Jetzt müssen Immobilieneigentümer*innen und Unternehmer*innen zusammengebracht werden. Aus dem Grund hat Sigrun Lohmeier die Eigentümer*innen von leerstehenden Mindener Lokalen angeschrieben. Erste Gespräche gab es bereits. Die WohnWohl GmbH aus Obernkirchen unterstützt das Projekt. Sie ist ein Familienunternehmen im Immobilienbereich und ist mit unterschiedlichen Gebäuden in Minden am Markt. Geschäftsführerin Brigitte Wittum dazu: Wir finden es fantastisch, dass die Stadt Minden aufgrund der Fördermöglichkeiten des Landes NRW aktiv die Chance ergriffen hat auf die Eigentümer von Leerstandsimmobilien zuzugehen. Der Gedanke, Leerstandsimmobilien auf der einen Seite und Startups auf der anderen Seite zusammenzubringen, hat Vorbildcharakter.
Es ist ein guter Ansatz unterschiedliche Nutzungen miteinander zu kombinieren. Wir könnten uns, sollte ein Laden groß genug sein, auch vorstellen den zu teilen. Auf der einen Seite präsentieren wir unsere Rucksäcke und auf der anderen Seite kann zum Beispiel in einem kleinen Café etwas getrunken und gegessen werden. Wir denken, dass es neue Geschäftsmodelle braucht, um eine Innenstadt attraktiv zu machen, unterstreichen die beiden Gründer von LiWAVE. Vorstellbar wäre es auch in Minden Handel, Gewerbe, Kunst und Kultur mit einander zu verbinden, um so die Innenstadt zu revitalisieren. Ähnlich sieht das auch die WohnWohl GmbH. „Die Mindenerinnen und Mindener profitieren von einer lebendigen Gründerszene, die vielfältige Angebote in die Stadt bringen. Denn da wo neue Arbeitsplätze entstehen, entsteht auch wieder drum herum etwas, wie neue Restaurants, Zulieferer oder Geschäfte für den täglichen Bedarf.“
Sigrun Lohmeier baut darauf, dass in den kommenden Wochen sich noch mehr Eigentümer*innen und auch Unternehmer*innen einen Ruck geben und sich bei ihr melden. Letztlich geht es darum, dass wir unsere Innenstadt attraktiv und lebendig halten und das geht nur, wenn man gemeinsam daran arbeitet, sagt sie. „Es geht uns auch darum, dass andere motiviert werden, sich mal was zu trauen. Klar ist das in der jetzigen Situation nicht ganz einfach, aber wenn keiner den Anfang macht, geht auch nichts voran“, verdeutlicht Helge Martin.
Pressestelle Stadt Minden, Katharina Heß, pressestelle@minden.de, Tel.: +49 571 89-240.