In sehr kleinem Kreis sind jetzt die Preise für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement der Stadt Minden für das Jahr 2020 verliehen worden. 18 Vorschläge gingen dafür im vergangenen Herbst ein. Die Jurysitzung musste coronabedingt mehrfach verschoben werden und so traf sich die Jury schließlich im Februar, um die Preisträger*innen auszuwählen. Der Preis ist als „Zeichen der Anerkennung und Förderung ehrenamtlicher und freiwilliger Tätigkeit“ mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 500 Euro ausgestattet.
Die Preisverleihung sollte eigentlich im Rahmen des Neujahrsempfanges Anfang Januar 2021 stattfinden, der aber coronabedingt abgesagt werden musste. Ein angedachter kleiner Festakt mit wenigen Gästen ließ sich ebenfalls aus Pandemie-Gründen nicht zeitnah umsetzen. Daher überreichte Bürgermeister Michael Jäcke die Auszeichnungen nun im Regierungsgebäude am Weserglacis mit Abstand und Maske lediglich an die beiden Preisträger - im Beisein einer Bürgerin, die die Gruppe vorgeschlagen hatte.
Den Einzelpreis 2020 erhielt Ulrike Weber-Krumwiede, 1. Vorsitzende der Brustkrebshilfe OWL. Vorgeschlagen wurde sie von Anja Wester-Strübe aus Petershagen. Den Preis in der Kategorie Institution/Gruppe nahmen Jörg „Monte“ Klein, Andreas Schöneberg und Peter Koch entgegen, die sich als private Initiative „Minden hilft“ für Flüchtlinge engagieren. Die drei haben sich zuletzt im März 2020 mit einem Transporter auf den Weg ins griechische Lager Moria auf Lesbos gemacht. Dort übergaben sie Kindern und Jugendlichen Spenden aus Minden. Vorgeschlagen wurden die drei von Heike Wiegmann aus Minden.
In seiner Laudatio für die Einzel-Preisträgerin Ulrike Weber-Krumwiede lobte Bürgermeister Michael Jäcke das langjährige Engagement der Mindenerin für Frauen, die die Diagnose Brustkrebs erhalten haben. „Es ist unendlich wertvoll, sich in einer solch schweren Zeit mit Betroffenen austauschen zu können. Die Gespräche, Trost spenden und Hoffnung geben – das allein hilft schon immens. Und auch zu wissen, dass man/frau nicht allein ist“, strich Jäcke heraus. Viele Betroffene würden in der von Weber-Krumwiede gegründeten Gruppe wichtige Unterstützung in einer „sehr schwierigen auch psychisch sehr belastenden Phase“ erhalten, so der Bürgermeister weiter.
Die Frauen bekommen neben Tipps und Zugang zu einem Netzwerk aus Medizin-Spezialisten, aus der Pharmazie, der Therapie und der Beratung auch insgesamt Zuspruch. Darüber hinaus gibt es im Verein auch einen regelmäßigen Austausch und Sportangebote an der frischen Luft, wie das „Early Bird Outdoor Training“ oder das Paddeln beim Mindener Drachenbootclub und neu eine Biker-Gruppe.
Sehr wichtig sei allen der regelmäßige Austausch, der momentan leider nur als Videokonferenz laufen könne, unterstrich die Preisträgerin in ihrer kurzen Dankesrede. Unter dem Motto „Wissen hilft – Gemeinschaft stärkt“ habe sie den Verein nach einer eigenen Brustkrebserkrankung gegründet und ist hier auf eine Lücke gestoßen. Sie als Betroffene habe sich „durch alle Irrungen und Wirrungen dieser Krankheit, ihrer Folgen und Erfordernisse unserer Gesellschaft und ihr Gesundheitssystem“ gemüht. Als es ihr wieder besser ging, wollte sie das Erfahrene gerne auch an andere Frauen weitergeben, so Ulrike Weber-Krumwiede zu ihrer Motivation.
Als Gruppe hat die Jury „Minden hilft“ als Preisträger 2020 ausgewählt. Hierbei handelt es sich um „eine Initiative aus dem Moment geboren“, so Michael Jäcke in seiner Laudatio. Angefangen habe alles im Jahr 2000 als ein Transport mit Hilfsgütern für ein TBC-Kinderkrankenhaus in Rumänien organisiert wurde. Die nächste Aktion wurde mit dem Tsunami in Südostasien Weihnachten 2004 geboren. Nach einer Veranstaltung in der Obermarktpassage wurden 21.000 Euro gesammelt und an die Flutopfer weitergeleitet.
2016 brachten die erschreckenden Bilder aus den Lagern in Griechenland erneut den Stein ins Rollen. Im April 2016 fuhren Jörg Klein, Andreas Schöneberg und Peter Koch mit einem Transporter nach Nordgriechenland, um Geflüchtete in den Lagern Idomeni und Katzikas zu unterstützen. Im März 2020 schließlich folgte die Tour nach Lesbos.
Die Freude bei den Kindern und Jugendlichen sei riesig gewesen, als 100 T-Shirts, 100 Paar Schuhe und 100 Rucksäcke mit Nützlichem wie Hygieneartikeln, Federmappen und Taschenlampen sowie Schönem, wie Spielzeug und Stofftieren, übergeben werden konnten, berichteten die Mindener im anschließenden kurzen Gespräch. Die drei wollen mit ihren Aktionen helfen, aber auch auf Missstände hinweisen, wie sie betonten.
„Minden hilft!“ stehe für Spontaneität und kurze Planungszeiträume. Frei nach dem Motto: Wo die Not groß ist, werden Spenden gesammelt und persönlich abgeliefert, so Jäcke. Die Gruppe habe in den vergangenen 20 Jahren Spenden im Wert von rund 75.000 Euro gesammelt und verteilt. „,Minden hilft‘ hat uns noch mal ganz deutlich vor Augen geführt, wie die Zustände in den Lagern sind, wie groß die Not ist und wie verzweifelt die Menschen waren und immer noch sind“, so der Bürgermeister abschließend in seiner Laudatio.
Die Situation in den griechischen Lagern sei nicht besser geworden – eher im Gegenteil, nachdem das Lager Moria vergangenes Jahr in Flammen aufging, berichtet Andreas Schöneberg. Noch immer gebe es rund 12.000 Geflüchtete in den Lagern auf Lesbos. „Minden hilft“ habe gezielt dort geholfen, wo die Unterstützung der großen Hilfsorganisationen aufhört, die die Grundbedürfnisse absichern, aber zu mehr oft nicht in der Lage seien. „Wir haben etwas erreicht und Kinder für einen Moment glücklich gemacht. Das war uns wichtig“, unterstrich Jörg Klein.
Mit dem jährlich verliehenen städtischen Preis können jeweils sowohl eine Institution als auch eine Einzelperson mit dem Preis geehrt werden. Mit der Ehrung soll stellvertretend für die vielen Engagierten aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Einsatz einzelner Personen, Gruppen oder Institutionen, die sich durch besonderes ehrenamtliches und freiwilliges Engagement ausgezeichnet haben, gewürdigt werden.
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de