Wie geht es mit der Sanierung der Altlasten auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs voran? - Eine Frage, die in den vergangenen Monaten häufiger von Mindener Politiker*innen, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern gestellt wurde. Antworten darauf gab es jetzt im Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr von Ekkehard Jansa, Fachmann für Altlasten im Bereich Stadtplanung.
Die Stadt hatte Ende 2016 ein 43.000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem rechten Weserufer gekauft, um es zu entwickeln. Unter anderem ist hier der Bau einer Multifunktionshalle geplant.
Dass die Sanierung einer so großen Fläche, wie dem ehemaligen Güterbahnhof, der in mehr als 150 Jahren verschiedene gewerbliche Nutzungen hatte, kompliziert und langwierig ist, machte Ekkehard Jansa in seinem rund 20-minütigen Vortrag im Fachausschuss deutlich. Probleme bereiten neben einer früheren Nutzung durch ein Gaswerk auch Kontaminationen aus dem Betrieb der Bahn – unter anderem dort, wo Bahnschwellen mit Teer konserviert wurden.
Bevor aber überhaupt Proben genommen werden konnten, musste es zunächst eine historische Erkundung geben, um sich ein genaues Bild von den bisherigen Nutzungen und Gebäuden, die hier einmal standen, zu machen. So bestand beispielsweise das Gaswerk in der Zeit von 1868 bis 1933 aus einem Komplex von 32 Gebäudeteilen, wovon aktuell nur noch vier stehen, so Jansa. Dafür mussten viele Bauakten gewälzt, aber auch das Kommunalarchiv, das Landesarchiv NRW Ostwestfalen-Lippe, das Westfälische Amt für Denkmalpflege konsultiert werden.
Aus den früheren Nutzungen und Proben wurde eine Karte mit Kontaminationsrisiken erstellt, die dem Ausschuss ebenso präsentiert wurde, wie auch das Untersuchungsprogramm. Um die Frage „Geht von dem betroffenen Gelände eine Gefahr für die Schutzgüter Boden, Wasser und Luft oder gar eine gesundheitliche Gefahr für Menschen aus?“ beantworten zu können, wird es im nächsten Schritt 145 Kleinrammbohrungen geben. Auch werden zahlreiche Bodenluft- sowie elf weitere Grundwassermessstellen eingerichtet – sechs gibt es bereits, die auf 39 chemische Parameter untersucht werden.
Eingebunden werden musste zwischenzeitlich auch der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Arnsberg. Das Gebiet des Bahnhofs war im Zweiten Weltkrieg Ziel von vielen Bombardierungen. Zahlreiche Luftbilder mussten ausgewertet und etliche Verdachtspunkte untersucht werden. „Ein konkreter Blindgängerverdacht hat sich letztendlich nicht bestätigt“, so Jansa zum Ergebnis. Dennoch gibt es weitere Bohrungen, die von einer Fachfirma betreut werden. Völlig ausgeschlossen sei das Auffinden von Kampfmitteln auch weiterhin nicht.
Im nächsten Schritt wird es Untersuchungen zur Gefährdungsabschätzung geben. Fragen sind hier: „Sind bereits Einwirkungen auf Schutzgüter eingetreten oder ist damit zu rechnen? sowie „Welches Ausmaß haben diese Einwirkungen oder Risiken?“ Danach soll es einen Konzeptvorschlag für wirksame Maßnahmen zur Gefahrenabwehr im Hinblick auf die geplante Nutzung geben. Eine große Rolle für Probebohrungen und weitere Untersuchungen spielen auch die Ver- und Entsorgungsleitungen auf dem Gelände, zu denen es nur teilweise Pläne gibt und die deshalb schwierig zu ermitteln waren.
Am Ende der ganzen Vorbereitungen steht dann die Altlastenuntersuchung ab dem 1. Quartal 2021 und voraussichtlich im Jahr 2022 der eigentliche Sanierungsplan. In diesen fließen die Untersuchungsergebnisse und die künftigen Nutzungen ein. Es müssen dafür geeignete Maßnahmen festgelegt sowie ein Zeiten- und Kostenplan aufgestellt werden. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem AAV, der per öffentlich-rechtlichem Vertrag die Sanierungsuntersuchung, die Sanierungsplanung und die anschließende Altlastensanierung in Minden übernimmt.
80 Prozent der anfallenden Kosten werden vom AAV getragen. Für die restlichen 20 Prozent hat die Stadt Minden Rücklagen gebildet. AAV steht für den „Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung“. Dieser finanziert sich im Schwerpunkt aus Landesmitteln. Rund 7 Millionen Euro kommen jährlich aus Düsseldorf, 1 Million von den Kommunen (Kreise und kreisfreie Städte) sowie 500.000 Euro aus der Industrie. Somit stehen pro Jahr mindestens 8,5 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung.
Was die Altlastensanierung auf dem Güterbahnhofsgelände kostet, ist noch nicht zu beziffern. „Das wissen wir erst, wenn der Sanierungsplan aufgestellt ist“, so Lars Bursian Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz. Die Sanierung des gesamten Geländes soll nach dem jetzigen Plan 2023/2024 abgeschlossen sein.
Pressestelle der Stadt Minden, Susann Lewerenz, Telefon 0571 89204, pressestelle@minden.de