In der Sammlung des Mindener Museums werden rund 60.000 Objekte bewahrt. Trotz Dauer- und Sonderausstellungen oder Leihgaben an andere Museen lagern 95 Prozent der Sammlung verborgen im Magazin. Die Vielfalt und die Geschichte der Sammlung und das Wissen über die Objekte stellt das Museumsteam regelmäßig in Kabinettausstellungen vor. Alle zwei Monate wird außerdem ein „Objekt im Fokus“ im Foyer des Museums ausgestellt und dort seine Geschichte erzählt.
Das Objekt im Fokus in den Monaten März und April ist ein Paar Spielzeugfiguren aus den 1960er Jahren. Die beiden Spielzeugpuppen stellen die zwei bekanntesten von Walt Disney erschaffenen Zeichentrickfiguren Micky Maus und Donald Duck dar. Die Figuren aus dem Kunststoff PVC (Polyvinylchlorid) weisen auf die am 14. März beginnende Ausstellung: „Plastic Icons – Aufbruch ins Kunststoffzeitalter“ voraus.
Micky Maus wurde durch Comics und Filme zur weltberühmten Kunstfigur, und die charakteristischen Mäuseohren wurden zum Symbol der Walt Disney Company. Die Nebenfigur Donald Duck, eine tollpatschige Ente aus der fiktiven Stadt Entenhausen, zeichnet sich optisch durch einen blauen Matrosen-Anzug mit roter Schleife und einer passenden blauen Mütze aus.
Vor Fernsehprogrammen und -werbung übten Kinofilme großen Einfluss auf die Spielzeugindustrie aus; allen voran die Zeichentrickfilme von Walt Disney. Bereits in den 1940er Jahren konnte man Figuren der beliebten Leinwandhelden auf dem Spielzeugmarkt finden.
Unsere Objekte stammen aus dem Besitz der Mindener Familie Brinkmann und gelangten 2006 als Schenkung ins Museum. Frau Jäger (geb. Brinkmann) erinnert sich noch an die Figuren von damals und daran wie Ihr jüngerer Bruder damit spielte: „Wenn ich mich recht entsinne, baute er stundenlang sehr komplexe Spiellandschaften mit Matchboxautos, Figuren usw. auf.“
Beide Figuren besitzen eine funktionstüchtige Quietschfunktion und bewegliche Arme. Die Micky Maus Figur verfügt zusätzlich über einen beweglichen Kopf. Am Hinterkopf der beiden Spielzeugpuppen erkennt man deutlich das Emblem des Medienunternehmens „Walt Disney Productions“. Produziert wurden sie durch die 1963 gegründete italienische Firma Ledraplastic S.p.A, die noch heute für ihre Produkte in den Bereichen Spielzeug und Fitness bekannt ist.
Die „Amerikanisierung“ nach dem Zweiten Weltkrieg beeinflusste in Deutschland auch die Produktkultur. Kunststoff wurde eines der beliebtesten Materialien in der Spielzeugindustrie.
Bis in die 1950er Jahre bestand für die deutsche Kunststoffindustrie eine Produktionsbeschränkung durch die Alliierten. Erst nach ihrer Aufhebung konnten die deutschen Kunststoffproduzenten selbstständig wirken, was in den 1960er Jahren einen wahren Kunststoff-Boom mit sich brachte. Durch die industrielle Massenfertigung wurde Spielzeug preisgünstiger und erschwinglicher.
Unser Objekt im Fokus ist aus Polyvinylchlorid (kurz PVC) gefertigt. PVC ist ein vielseitig verwertbarer Kunststoff, der häufig zur Herstellung von Kinderspielzeug benutzt wird. Durch einen entsprechenden Zusatz von Farbstoffen oder Pigmenten kann man die Spielzeuge beliebig einfärben oder nachträglich mit Polychlorid-Farbpasten bemalen. Durch den Gebrauch als Kinderspielzeug sind die Farben schon an einigen Stellen abgerieben. Obwohl PVC durch den Zusatz von chemischen Substanzen immer wieder in der Kritik steht, ist es auch heute noch beliebtes Material für Kinderspielzeug.