Am morgigen Mittwoch, 15. Juli, tritt die geänderte Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen in Kraft. Unter anderem wurde die zulässige Zuschauerzahl bei Veranstaltungen und auch bei Sportereignissen von 100 auf 300 Personen erhöht. Gelockert wurde auch die Begrenzung beim Kontakt- und Wettkampfsport in der Halle. Ab 15. Juli dürfen 30 statt bisher zehn Personen im Training und bei Punktspielen - ohne Abstand einzuhalten - aufeinandertreffen. Es muss allerdings – wie auch bei Veranstaltungen - die Rückverfolgbarkeit sichergestellt werden. Das heißt, alle Personen müssen mit Namen und einer Telefonnummer erfasst werden.
Der Bereich Kultur und Sport der Stadt Minden steht seit dem Ausbruch der Pandemie im ständigen Kontakt mit den Kulturschaffenden und auch mit den Sportvereinen. „Neuerungen in der Coronaschutzverordnung werden umgehend nach Veröffentlichung durch das Land an die Vereinsvorstände per Mail weitergeleitet“, berichtet Bereichsleiterin Nina Renner. Die Regulierungen bedeuten auch noch aktuell viel Arbeit in der Umsetzung vor Ort.
Noch kniffliger sieht es im Stadttheater aus. „Die stetigen Änderungen in der Verordnung bereiten uns schon manchmal Kopfschmerzen“, gesteht Theaterleiterin Andrea Krauledat. Theoretisch könnte sie das Haus komplett mit 528 möglichen Zuschauerinnen und Zuschauern belegen – aber nur theoretisch. Denn würden 528 Gäste zu einer ausverkauften Vorstellung kommen, ergäbe das beim Einlass eine Schlange vor dem Theater von rund 800 Metern.
Problematisch seien unter den aktuellen Vorschriften darüber hinaus die Mengen, die sich bei voller Belegung während der Pausen in den Foyers, vor den Getränkeausgabestellen sowie vor den Toiletten ballen würden, so Krauledat. Da können die Mindestabstände nicht eingehalten werden. Aktuell plant das Theater noch mit maximal 147 Plätzen pro Vorstellung. Diese Belegung sichert das Einhalten der Abstände im Saal und auf den Rängen zwischen Einzelplätzen, Zweier- und Dreiergruppen.
Bei der ersten Premiere der Spielzeit für das Stück „Ehre genommen!“ am 21. August werden maximal 100 Zuschauer*innen im Saal sein. „Das war eigentlich als Studioproduktion geplant und deshalb haben wir uns auf 100 festgelegt“, erläutert Andrea Krauledat. Das Stück sei aber auch ein „guter Test“, wie sich 100 Zuschauer*innen im Theater verteilen, wenn Pause ist. Die Theaterleiterin geht davon aus, dass die derzeit auf 147 Zuschauer*innen pro Veranstaltung begrenzte Zahl nach und nach vergrößert werden kann. „Da sind wir im Flow“, sagt sie.
Erleichterungen gibt es ab 15. Juli bei der Abgabe von Medien – jetzt ohne Registrierung - auch für die Stadtbibliothek, die seit dem 20. Mai eingeschränkt wieder geöffnet ist. Die aktuellen Lockerungen sind aber keine wirklichen für die städtische Einrichtung. Denn da war die Bibliothek ihrer Zeit voraus: Schon länger steht im Erdgeschoss rund um die Uhr ein Rückgabecontainer zur Verfügung. Somit müssen diese Nutzer*innen die Bibliothek für die Abgabe der Medien gar nicht betreten.
2.500 Entleihungen pro Woche werden aktuell gezählt. „Im Juni waren es 15.000 insgesamt“, sagt die Leiterin der Stadtbibliothek, Barbara Brockamp, die sich über den stetig steigenden Zuspruch nach der Komplettschließung ab Mitte März freut. Not machte erfinderisch. So konnten auch in den Monaten April und Mai einige tausend Bücher und andere Medien nach Online-Vorbestellung ausgeliehen und über ein offenes Fenster ausgehändigt werden. Darüber hinaus standen zahlreiche weitere Online-Angebote während der coronabedingten Schließung zur Verfügung.
Auch weiter müssen Nutzer*innen vor dem Betreten der Bibliothek ihren Benutzerausweis vorzeigen und sich darüber registrieren lassen. 40 Personen dürfen sich gleichzeitig in den Räumlichkeiten aufhalten. „Das hat bisher vom Aufkommen her gut funktioniert“, so Barbara Brockamp. Zwischen 15 und 35 Nutzer*innen kommen pro Stunde und zwischen 70 und 120 pro Tag. Die Bibliothek ist derzeit in der Woche von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Geplant ist, nach den Sommerferien auch über den Mittag wieder zu öffnen, da kleinere Lerngruppen die Räumlichkeiten mit der Auflage der besonderen Rückverfolgbarkeit wieder nutzen dürfen.
Corona hat der Online-Ausleihe der Stadtbibliothek einen größeren Schub verschafft. Die Nutzung des Katalogs ist um rund 1.000 Abrufe pro Monat gestiegen. „Im Juni 2019 lag sie bei 3.200, diesen Juni lag bei 4.200“, so die Leiterin. Der Zugriff auf die OnlineSprachkurs-App UTalk habe sich fast verdoppelt. (5.796 Zugriffe im Juni 2019 , 10.573 im Juni 2020). Auf weitere Fans warten derzeit noch das neue Musikstreaming-Angebot „Freegal“ und „Tigerbooks“, wo digitale Kindermedien zum Lesen und Hören heruntergeladen werden können. Beide sind im Frühjahr gestartet.
Weitere Informationen zur neuen Coronaschutzverordnung
Zu den Lockerungen in der ab Mittwoch gültigen Fassung der Coronaschutzverordung gehört, dass Hochzeiten in Nordrhein-Westfalen wieder in größeren Gesellschaften gefeiert werden: Statt bisher 50 dürfen frisch vermählte Paare mit bis zu 150 Gästen feiern. Diese neue Regelung gilt demnach auch für andere Feste aus besonderem Anlass wie Jubiläen, Tauf-, Geburtstags- oder Abschlussfeiern, wenn die Kontaktnachverfolgung sichergestellt wird, so die Landesregierung.
Die Regelungen der geänderten Coronaschutzverordnung gelten bis zum 11. August 2020. Die Hinweise zu den „Hygiene- und Infektionsschutzstandards" wurden ebenfalls überarbeitet. Gleiches gilt für die Coronaeinreiseverordnung. Insbesondere bei der Einreise aus Risikogebieten gilt nun nicht mehr automatisch eine Ausnahme von der Quarantänepflicht für Beschäftigte der „kritischen Infrastruktur", sondern nur nach einem negativen Testergebnis. Dasselbe gilt, wenn im Risikogebiet ein Verwandtenbesuch erfolgt ist.