Die Stadt Minden hat jetzt die erste stationäre Sirene der neuen Generation installiert. Sie ist digital steuerbar und steht seit Ende Dezember 2019 auf dem Dach der Feuerwache an der Marienstraße, ist aber noch nicht in Betrieb. Nach derzeitigem Plan sollen in den kommenden Monaten 25 weitere Sirenen zur Warnung der Mindener Bevölkerung installiert werden. „Vorgesehen ist, dass wir alle Sirenen für Minden zum bundesweiten Warntag am 10. September 2020 testen können“, sagt Heino Nordmeyer, Leiter der Feuerwehr Minden. Der Aufbau wird vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Der Ausschuss für Bürgerdienste, Sicherheit und Feuerschutz hatte im November 2017 über den Wiederaufbau von Akustiksirenen beraten. Den Beschluss dafür hat die Stadtverordnetenversammlung am 30. November 2017 einstimmig gefasst. Es folgten Planungen und Ausschreibungen – in enger Abstimmung mit dem Kreis Minden-Lübbecke, der bereits 2016 ein Konzept zur Warnung der Bevölkerung erstellt hat. Ziel ist es, ein umfassendes, reaktionsschnelles und zentral steuerbares Warnsystem im Kreis zu entwickeln und vorzuhalten. Dieses soll flächendeckend sein und über ein Netz verschiedener Warnmittel verfügen. Sowohl der Kreis als auch die Kommunen befinden sich derzeit in der Umsetzungsphase, erläutert Lutz Kölling, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Minden.
Nach dem Ende des „Kalten Krieges“ Anfang der 1990er Jahre und dem darauf folgenden Abbau des Zivilschutz-Sirenennetzes einigen sich Bund und Länder darauf, bei Großeinsatzlagen, Katastrophen und im Verteidigungsfall den Rundfunk als Hauptwarnmittel einzusetzen. Basis dafür ist ein seit 2001 genutztes, satellitengestütztes Warnsystem. „Es hat sich aber in der Vergangenheit gezeigt, dass insbesondere nachts oder im Freien über Radio und Fernsehen nicht alle Menschen in einer kritischen Lage oder einem Katastrophenfall erreicht werden können“, so Kölling.
Es fehlte eine so genannte „Weckfunktion“, für die digital gesteuerte Sirenen das geeignete Mittel sind, um die Bevölkerung auch zu ungünstigen Zeiten zu warnen. „Das Signal soll die Menschen dazu auffordern, das Radio oder auch das Fernsehen einzuschalten oder sich über andere digitale Medien zu informieren,“ erläutert der stellvertretende Leiter der Feuerwehr. Er rät allen Bürger*innen und Bürgern, die über ein Smartphone verfügen, sich für solche Fälle die App NINA herunterzuladen. Diese warnt sowohl bei Katastrophen, Großschadenslagen und Großbränden, als auch vor Unwettern wie Sturm, schwere Gewitter, Starkregen und Hochwasser.
Minden verfügte in den 1980er Jahren noch über 38 Sirenenstandorte. Diese motorbetriebenen Anlagen wurden komplett demontiert. Nun sollen 25 weitere, neue installiert werden. „Die alten Sirenen hatten nicht die Reichweiten, wie die neuen. Die modernen Sirenen verfügen auch über ein wesentlich höheres Leistungsspektrum, sind wartungsärmer und flexibel einsetzbar“, erklärt Kölling. So sind sie für eine bestimmte Zeit auch stromunabhängig und können nach Bedarf individuell angesteuert werden, wenn zum Beispiel nur ein bestimmter Bereich des Stadtgebietes betroffen ist – durch einen Brand, ein Chemieunfall oder Hochwasser.
Es gibt drei verschiedene Signale: 1. Eine Minute Heulton – an- und abschwellend zur Warnung der Bevölkerung, 2. Eine Minute Dauerton zur Entwarnung nach dem Ende der Gefahr und 3. Eine Minute Dauerton, zwei Mal unterbrochen zur Alarmierung der Feuerwehr. Letzteres bietet eine zusätzliche Möglichkeit, die Wehren zu aktivieren, wenn zum Bespiel einmal der Digitalfunk ausfallen sollte, erläutert Lutz Kölling.
Mit dem neuen System werden rund 80 Prozent der bewohnten Fläche in Minden erreicht. Bürger*innen, die in den übrigen Bereichen wohnen, sollen mit mobilen Systemen – wie zum Beispiel Lautsprecherdurchsagen oder durch direkte Kontaktaufnahme, aber auch durch Nachbarn, Familie, Freunde und Bekannte – gewarnt werden. Die Sirenen werden in einem Ernstfall über die Kreisleitstelle aktiviert.
Zu dem flächendeckenden Warnsystem im Kreis Minden-Lübbecke gehören neben den Sirenen auch sonstige Warnmittel wie Lautsprecherfahrzeuge, über die Feuerwehr, Polizei und Katastrophenschutz verfügen, sowie das Radio und Fernseheinblendungen. Auch Lokalzeitungen und Online-Medien werden darüber hinaus eingebunden.
Für den Ausbau mit insgesamt 26 Sirenen sind Haushaltsmittel in Höhe von 360.000 Euro veranschlagt worden. Demgegenüber stehen Zuwendungen des Landes in Höhe von insgesamt rund 75.800 Euro. Damit verbleibt ein Eigenanteil für die Stadt Minden in Höhe von rund 285.000 Euro. „Die Mittel stehen im Haushalt zur Verfügung – unabhängig von der derzeitigen vorläufigen Haushaltsführung“, so Kölling. Deshalb könne mit der Installation der Sirenen ab März auch zügig fortgefahren werden.
Pressestelle Stadt Minden, Susann Lewerenz, pressestelle@minden.de, Tel. +49 571 89-204.